Der späte Siegtreffer im ersten Gruppenspiel gegen Südafrika, ein Doppelpack mit zwei fast identischen Toren gegen Italien sowie das 1:0 im Viertelfinal gegen Japan: Amanda Ilestedt stellt an dieser WM ihre Torjägerqualitäten eindrücklich unter Beweis. Dabei spielt die 30-Jährige nicht etwa als Stürmerin, sondern als Innenverteidigerin.
Ihre 4 Tore an dieser Endrunde bringen sie in der Rangliste der Torschützinnen aktuell auf den 2. Rang. Vor ihr liegt mit Hinata Miyazawa (5 Treffer) einzig eine Japanerin, die allerdings bereits ausgeschieden ist. Damit ist Ilestedt tatsächlich auf dem besten Weg, das Kunststück zu vollbringen, als Verteidigerin den «Goldenen Schuh» zu gewinnen.
Schwedens Stärke: Standardsituationen
Alle ihre Tore hat Ilestedt nach ruhenden Bällen erzielt. Sei es per Kopf wie bei ihren ersten drei Turniertreffern, wo sie ihre 1,78 Meter Körpergrösse geschickt einsetzte. Oder aber per Fuss beim Tor gegen Japan, wo sie nach einem Freistoss aus dem Gewühl heraus einnetzte und im Anschluss cool dazu sagte: «Ich dachte, ich mache ihn einfach rein.»
Überhaupt überzeugten die Schwedinnen in der Offensive vor allem nach Standardsituationen. Acht ihrer elf Turniertreffer haben die Skandinavierinnen so erzielt.
Neben dem Toreschiessen erledigt Ilestedt auch ihre Hauptaufgabe, das Verteidigen, äusserst souverän. Mit erst zwei Gegentreffern im ganzen Turnier stellt Schweden gemeinsam mit England die beste Defensive aller Halbfinalisten. Auch daran hat Ilestedt, die auf Klub-Ebene neu für Arsenal die Schuhe schnüren wird, entscheidenden Anteil.
Drei Trophäen, ein Eimer
Ihre starken Leistungen – die 30-Jährige hat mit über 50 Kilometern übrigens auch die grösste Distanz aller Schwedinnen bisher zurückgelegt – blieben natürlich nicht unbemerkt. So wurde sie bereits dreimal zur Spielerin des Spiels gewählt, zuletzt im Viertelfinal gegen Japan. Das Posieren mit der Trophäe des «Player of the Match» ist sie sich also mittlerweile gewohnt.
Ihre Teamkolleginnen würdigten Ilestedt indes auf kuriose Weise: Nach dem Sieg über Japan wurde der Verteidigerin ein schwarzer Eimer über den Kopf gestülpt und die Mitspielerinnen sangen laut: «Amanda, Amanda, Amanda».
Nun steht für Schweden und Ilestedt der Halbfinal gegen Spanien an. Die Skandinavierinnen gehen als leichte Favoritinnen in die Partie. Nach dem 3. Platz vor vier Jahren in Frankreich soll es heuer mit dem Finaleinzug klappen. Und wenn Ilestedt weiter spielt wie bisher, dann vielleicht sogar mit dem ersten Titel. Und dem «Goldenen Schuh» obendrauf.