Im Achtelfinal gegen die Schweiz war sie die beste Spielerin auf dem Platz: Aitana Bonmati, Dreh- und Angelpunkt des spanischen Spiels. Sie erfreute das Publikum mit ihrer stupenden Technik, erzielte zwei Tore und liess dabei das halbe Schweizer Team aussteigen.
Die 25-jährige Katalanin hat mit dem FC Barcelona eine grosse Saison hinter sich: Spanischer Meister, Champions-League-Sieg, Auszeichnung als beste CL-Spielerin. Sollte sie ihren starken WM-Lauf fortsetzen, gilt sie als ernsthafte Anwärterin auf den Ballon d’Or.
Stahlbad in der Kindheit
Ihre Technik und ihre kämpferischen Qualitäten hat sich die 1,61 m kleine Spielerin, die oft mit Andres Iniesta verglichen wird, in ihrer Kindheit angeeignet, als sie als einziges Mädchen in einer Schar von Buben spielte. «Wenn sie mich beleidigt haben, habe ich stärker zurückgegeben», sagte sie einst. «Dieser Zeit habe ich zu verdanken, dass ich heute so kämpferisch, standfest und ambitioniert bin.»
Exemplarisch zeigte Bonmati, die (noch immer ungewöhnlich in Spanien) den Ledignamen ihrer Mutter Rosa als ersten Nachnamen benutzt, ihren Kampfgeist im CL-Final 2019. Barcelona drohte in einen Konter zu laufen. Mit einem Supersprint, der viral ging, machte sie die Chance zunichte – dies beim hoffnungslosen Stand von 0:4.
«Ob ich den Ball habe, ob ich ihn nicht habe, wenn es schlecht läuft – ich versuche immer zu helfen. Das ist angeboren, mein Charakter», meinte Bonmati nach dem WM-Achtelfinal.
Einsatz für Flüchtlinge und Benachteiligte
Helfen ist auch ihr Credo neben dem Platz. Bonmati ist Botschafterin der humanitären Barça- und Cruyff-Stiftung und unterstützt das UNO-Flüchtlingshilfswerk. In diesem Rahmen traf sie 2022 mit einem Flüchtlingsteam zusammen, nach dem CL-Final 2022 enthüllte sie ein T-Shirt mit einer Solidaritäts-Botschaft für Flüchtlinge.
Mentale Probleme
Regelmässig besucht sie Spiele von «Barça Genuine», einem Team aus kognitiv beeinträchtigten Spielerinnen und Spielern. Bonmati selbst leidet unter mentalen Problemen und nimmt seit Jahren psychologische Beratung in Anspruch. «Alle leiden an irgendetwas, das ist nicht schlimm. Aber man muss offen darüber sprechen», gibt sie zu.
Letztes Jahr gehörte Bonmati zu den 15 «Rebellinnen» im spanischen Nationalteam, die gegen Coach Jorge Vilda protestierten. Dieser habe bei den Spielerinnen eine «emotionale Belastung» verursacht. Obwohl Vilda noch im Amt ist, kehrte sie als eine von nur drei Spielerinnen in die Auswahl zurück – den spanischen Frauenfussball vorwärts zu bringen, ist ihr wichtiger.