Als die Ekstase der marokkanischen Fussball-Helden in eine neue, unglaubliche Dimension vorstiess, war der grosse Cristiano Ronaldo schon im Kabinengang verschwunden und weinte. Erst wieder nur Notnagel, dann gebraucht als letzter Hoffnungsträger Portugals – und nach dem 0:1 gegen Marokko dürfte der 37-Jährige seine Weltkarriere ohne den goldenen WM-Pokal beenden.
Dabei hatte sich Ronaldo mit seiner Einwechslung in der 51. Minute einen weiteren Rekord gekrallt: Mit dem 196. Länderspiel-Einsatz zog der Portugiese mit dem bisherigen Rekordhalter Badr al-Mutawa aus Kuwait gleich.
Wenn wir zwei Leute rauspicken, die sich am meisten ärgern, sind das Cristiano und ich.
War Ronaldo in den gut 40 Einsatzminuten weitgehend wirkungslos geblieben, hätte er in der Nachspielzeit tatsächlich noch zum Retter Portugals avancieren können. Sein Abschluss war aber zu wenig druckvoll und präzise, um Marokkos Torhüter Bono in Verlegenheit zu bringen.
Was Argentiniens Lionel Messi an der WM in Katar gelungen war, blieb Ronaldo somit verwehrt. In 8 K.o.-Spielen an Weltmeisterschaften hat die Tormaschine nicht einmal reüssiert.
Portugals Nationaltrainer Fernando Santos fühlte nach dem bitteren Aus mit seinem Captain. «Wenn wir zwei Leute rauspicken, die sich am meisten ärgern, sind das Cristiano und ich», sagte er. Doch er bereue nicht, den Superstar wie im Achtelfinal gegen die Schweiz (6:1) nur von der Bank gebracht zu haben.
«Cristiano ist ein grossartiger Spieler und kam ins Spiel, als wir es für notwendig erachtet haben. Ich denke nicht, dass die Diskussionen einen Einfluss auf das Spiel hatten. Wir waren und sind ein Team», betonte er.
Offene Zukunft im Klub und im Nationalteam
Ronaldo selbst hat sich bislang noch nicht zu seiner Zukunft geäussert, die sowohl in Sachen Nationalmannschaft als auch im Klubfussball aktuell ungewiss ist. Nach seiner Vertragsauflösung bei Manchester United während der WM steht ein Wechsel zu Al-Nassr FC aus Saudi-Arabien im Raum, der ihm ein Jahresgehalt von rund 200 Millionen Euro einbringen soll.
Sollte das Engagement zustande kommen, dürfte das seine Karten bei der Landesauswahl nicht unbedingt verbessern. Ganz zu schweigen von einer weiteren Teilnahme an einem Grossanlass. Gut möglich deshalb, dass der EM-Titel 2016 der grösste Erfolg Ronaldos mit dem Nationalteam gewesen ist und die Welt «CR7» an diesem Samstag zum letzten Mal im Trikot Portugals gesehen hat.