Das «Virus»
Erst Adrien Rabiot und Dayot Upamecano, die den Halbfinal gegen Marokko verpassten, dann Kingsley Coman, jetzt Raphaël Varane und Ibrahima Konaté: Was legt die französischen Spieler flach? Eine harmlose Erkältung oder ein gravierenderes Virus wie die Grippe? Das fragen sich die französischen Medien. Staff und Spieler beschwichtigen. Coach Didier Deschamps führte das «leichte Fieber» der Akteure auf die kälteren Temperaturen und die Klimatisierung der Stadien zurück, in Kombination mit Immunsystemen, die aufgrund der Müdigkeit etwas schwächer seien. Laut Stürmer Randal Kolo Muani sind alle Erkrankungen mild verlaufen. «Sie werden am Sonntag dabei sein», meinte er.
Dass Frankreich genau in dieser Situation einen Tag weniger Erholungszeit nach seinem Halbfinal hatte als Argentinien, macht der heimischen Presse dennoch etwas Sorgen: «Die Franzosen steigen mit einem grösseren Handicap in die Partie», meint etwa der Midi Libre.
Der Gegner
Das Spielsystem der Argentinier sei unberechenbar, betont die Fachzeitschrift L'Équipe. In der K.o.-Phase habe Trainer Lionel Scaloni von einem 4-3-3 auf ein 3-5-2 und im Halbfinal auf ein 4-4-2 gewechselt, erklärt Analyst Dan Perez.
Eine Gefahr sieht er vor allem im linken Couloir, wo Kylian Mbappé von Defensivaufgaben entbunden ist. «Rabiot und Youssouf Fofana müssen diese Seite abdecken, wo der Gegner ein Übergewicht zu haben droht – genau die Seite, auf der Lionel Messi und die WM-Entdeckung Nahuel Molina aktiv sind.» Überhaupt müsse sich Deschamps gut überlegen, wie sein Team Messi beikommen will. Eine Dopplung wie im WM-Achtelfinal 2018 durch Blaise Matuidi und N'Golo Kanté sei jetzt nicht möglich.
Interessant zu beobachten werde, wie sich der Ballbesitz entwickle, sagt Perez weiter. Argentinien habe den Ball in den letzten Spielen oft dem Gegner überlassen. Frankreich besitze aber ebenfalls die Mittel, das Spiel der anderen Seite aufzuzwingen, um besser kontern zu können.
Die Sicherheit
Nach den letzten Spielen des französischen Nationalteams, teilweise auch jenen anderer WM-Teilnehmer, kam es in den Strassen Frankreichs mehrfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Fangruppen und der Polizei. Auch für das abschliessende WM-Wochenende haben die Behörden ein Spezialdispositiv eingesetzt. 12'840 Polizistinnen und Gendarmen werden für den kleinen Final vom Samstag aufgeboten. Dann trifft Marokko (mit seiner grossen Exil-Gemeinde in Frankreich) auf Kroatien. 14'000 Sicherheitsbeamte sind es am Finaltag, rechnet Ouest-France vor.
Während die Champs-Élysées in Paris am Samstag für den Autoverkehr offen gelassen werden, sind am Sonntag nur Fussgängerinnen und Fussgänger zugelassen.
WM-Final oder heizen?
Einen anderen Zugang zum Final wählte die Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo. «Katar schauen oder die Heizung anstellen?», fragte das Blatt in Anspielung auf die Explosion der Energiepreise.