Vom 20. November bis zum 18. Dezember spielen 32 Nationalmannschaften an der WM in Katar um den Titel. Die insgesamt 64 Spiele finden in 8 Stadien statt. Davon wurden 7 Spielstätten komplett neu errichtet. Weitere Bauprojekte waren ein neuer Flughafen und weitere Infrastruktur für den Grossanlass.
Bei den Bauarbeiten, die nach der stark kritisierten Vergabe der WM im Jahr 2010 begannen, waren unzählige Gastarbeiter beteiligt. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International leben in Katar rund 2 Millionen Arbeitsmigrantinnen und -migranten. Sie stammen unter anderem aus Indien, Nepal, Pakistan und Sri Lanka.
Berichte über tausende Tote
Bereits ab 2011 war die Kritik an deren Arbeitsbedingungen gross. Amnesty International berichtete von dreckigen und überfüllten Unterkünften sowie ausbleibenden Lohnzahlungen. Immer wieder gab es Schlagzeilen über zahlreiche Todesfälle auf den Baustellen der WM-Stadien. Von tausenden Toten war die Rede, die Organisatoren und die Fifa wiesen die Behauptungen als falsch zurück.
Anfang 2021 veröffentlichte der britische Guardian eine umfassende Recherche zu den Arbeitsbedingungen in Katar im Umfeld der WM. Darin wurde die Zahl der zwischen 2011 und 2020 in dem Land verstorbenen Gastarbeiter auf 6500 beziffert. Amnesty International geht gar von doppelt so vielen aus.
Organisatoren weisen Kritik zurück
Und was sagen WM-Gastgeber Katar und die Fifa zu diesen traurigen Zahlen? Botschafter Mohammed Jaham Abdulaziz Al Kuwari bezeichnete die Informationen in einem Interview in der Berner Zeitung als irreführend und sprach von 3 arbeitsbedingten Todesfällen beim Bau von WM-Stadien sowie 35 nicht arbeitsbedingten Todesfällen. Fifa-Präsident Gianni Infantino nannte die gleichen Zahlen. Katars Regierung wies die Forderung nach einem Entschädigungsfonds für getötete oder verletzte Gastarbeiter zurück.
Reformen nicht richtig umgesetzt
Der internationale Druck angesichts der negativen Berichte führte in Katar immerhin zu Reformen im Arbeitsrecht. Es wurde ein Mindestlohn eingeführt und das sogenannte «Kafala»-System abgeschafft. Dieses System bindet ausländische Arbeitnehmerinnen und -nehmer an den Arbeitgeber, sie haben praktisch keine Rechte. Viele halten «Kafala» für moderne Sklaverei.
Die Kritik verstummt trotz der Reformen nicht, nach Ansicht von Menschenrechtsorganisationen werden die Massnahmen nicht richtig umgesetzt. Der Mindestlohn pro Monat beträgt knapp 250 Franken – wenn er denn ausgezahlt wird. Oft sind die Arbeiterinnen und Arbeiter bei Vermittlungsagenturen verschuldet, eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses ist daher kaum eine Option. Die Zustände sind damit annähernd gleich wie im eigentlich abgeschafften «Kafala»-System.
Ungeachtet all der Missstände wird am 20. November die WM beginnen. Über dem Turnier liegen aber dunkle Schatten.