Singt er einfach gerne? Marokkos Torhüter Yassine «Bono» Bounou, der sich denselben Spitznamen zugelegt hat wie der Sänger der irischen Rockband U2, sang vor dem Gruppenspiel gegen Belgien mit zehn Teamkollegen, wenn auch etwas verhalten, die Nationalhymne mit – und spielte dann doch nicht.
Eine offizielle Erklärung für den ungewöhnlichen Last-Minute-Wechsel zum 2. Torhüter Munir El Kajoui gab es nicht, gemäss Medienberichten litt Bono unter leichtem Schwindel. Im 3. Gruppenspiel gegen Kanada war der Keeper des FC Sevilla aber wieder am Start.
Ein Kanadier gegen Kanada
Natürlich, diesen Match hätte er nicht missen wollen. Immerhin ist der 31-jährige 1,95-Meter-Mann in Kanada geboren. Und ohne das Eigentor von Nayef Aguerd hätte er auch sein 2. WM-Spiel ohne Gegentor abgeschlossen. Zum 2:1-Sieg und dem Vorstoss in die K.o.-Phase reichte es trotzdem.
Besser als das Team seines Geburtslandes kennt Bono aber die Spieler des Achtelfinalgegners, denn der Linksfüsser spielt seit zehn Jahren in Spanien, zunächst für die 2. Atletico-Mannschaft, dann für Saragossa, Girona und seit 2019 für den FC Sevilla.
Grosse EL-Saison
Mit den Andalusiern feierte Bono den Titel in der Europa League, wo er Ex-Basel-Hüter Tomas Vaclik vorgezogen wurde und zeigte einige grosse Paraden. Unter anderem hielt er im Viertelfinal einen Penalty, glänzte im Halbfinal gegen Manchester United und verhinderte im Final gegen Inter Mailand Romelu Lukakus mögliches Siegtor.
In der heimischen Liga gelang ihm 2021 gegen Valladolid als erst zweitem Torhüter der Liga-Geschichte ein Treffer aus dem Spiel heraus. Letzte Saison wurde er mit der Zamora-Trophäe ausgezeichnet für den Torhüter der spanischen Liga mit dem tiefsten Verhältnis Gegentore pro Spiel (0,77).
Stockende Gegenwart
Diese Saison läuft es Bono analog zum Team (derzeit nur 18.) weniger gut. 31 Gegentore in 21 Partien hat er wettbewerbsübergreifend schon kassiert. Unter anderem schenkten ihm Marcos Llorente, Alvaro Morata oder Eric Garcia, alle mögliche Gegenspieler im Achtelfinal gegen Spanien, Tore ein.
Am Dienstag muss er seine Routine in die Waagschale werfen. Schliesslich hat er in seinen 9 Jahren im marokkanischen Nationaldress bereits 48 Länderspiele auf dem Buckel.