War es ein geschickter Schachzug von Argentiniens Coach Lionel Scaloni? Oder behinderte Angel Di Maria im Achtelfinal, Viertelfinal und Halbfinal der WM-Endrunde in Katar wirklich die Oberschenkelverletzung, die er sich im letzten Gruppenspiel gegen Polen zugezogen hatte?
Fakt ist: Der Joker der «Albiceleste» im Endspiel gegen Frankreich stach. Und wie: Di Maria sorgte auf dem linken Flügel für mächtig Wirbel und schloss in der 36. Minute eine wunderbare Kombination zum 2:0 ab.
In der K.o.-Phase zuvor vornehmlich Zuschauer
War der 34-Jährige in der Vorrunde noch Fixstarter gewesen, nahm er in den K.o.-Spielen jeweils auf der Ersatzbank Platz. Nur im engen Viertelfinal gegen die Niederlande wurde Di Maria in der Verlängerung noch für 8 Minuten eingesetzt.
Es überraschte deshalb einigermassen, dass Scaloni im Vergleich zur 3:0-Gala im Halbfinal gegen Kroatien seine Formation umstellte und anstelle von Leandro Paredes auf den Altmeister setzte. Der Schritt erwies sich jedoch als goldrichtig.
129 Länderspiele – ein 130. gibt es nicht
Di Maria hat die argentinische Nationalmannschaft ähnlich lange geprägt wie Lionel Messi. Seine erste Partie bestritt er 2008. Nach 14 Jahren als tragende Säule kündigte er bereits im Frühling an, dass er nach der WM seine Länderspielkarriere beenden würde. Im 129. und letzten Spiel für sein Land gelang ihm wie seinem langjährigen Kollegen und Freund Messi die endgültige Krönung – und sein insgesamt 28. Tor.
2014 waren beide Offensivstars im WM-Final noch an Deutschland gescheitert. Di Maria hatte mit seinem Treffer zum 1:0 in der Verlängerung im Achtelfinal gegen die Schweiz seine Farben überhaupt im Turnier gehalten.
Den Verletzungen getrotzt
Die Genugtuung wird umso grösser sein, weil «El Fideo», «die Nudel», wie er wegen seiner schmächtigen Statur in seiner Heimat auch genannt wird, keine einfache Zeit hinter sich hat: Seit seinem Wechsel von PSG zu Juventus in diesem Sommer hat er auf Klubebene gerade einmal 391 Minuten auf dem Platz gestanden. Immer wieder haben ihn in seiner Karriere Verletzungen zurückgeworfen.
Scaloni baute trotzdem auf den Routinier – und wurde im dramatischen Final reich belohnt.