WM-Halbfinalist Kroatien ist ein Team von «Söldnern». Luka Modric, Ivan Perisic, Marcelo Brozovic und Co. spielen seit Jahren in den besten Ligen der Welt. Von den 23 Feldspielern im kroatischen Kader verdienen bloss deren vier ihr Geld in der 1. HNL, der heimischen Top-Division. In den fünf Spielen Kroatiens an der WM 2022 in Katar stand bloss dreimal jeweils ein Nicht-Söldner bei den Feldspielern von Beginn an auf dem Feld.
Einzig auf der Goalie-Position setzt Trainer Zlatko Dalic auf einen Keeper, der im Klub-Fussball noch nicht viel von der Welt gesehen hat. Dominik Livakovic hat in seiner Karriere ausschliesslich in Kroatien gespielt. Zuerst für NK Zadar, ab 2012 für NK Zagreb und seit 2016 für Dinamo Zagreb.
Es ist davon auszugehen, dass Dinamo Zagreb vorerst seine letzte Station in Kroatien sein dürfte. Denn Livakovic ist eine der grossen Entdeckungen der WM in Katar und hat grossen Anteil am neuerlichen Halbfinal-Einzug des amtierenden Vize-Weltmeisters. Internationale Top-Klubs sind an einer Verpflichtung des 27-Jährigen interessiert. Unter anderem bei Bayern München soll Livakovic als Ersatz für den verletzten Manuel Neuer auf der Wunschliste stehen.
Wie aus Livakovic ein Krake wurde
Livakovics WM-Statistiken sind eindrücklich. Der 187 cm grosse Keeper, der an der WM 2018 noch 3. Goalie war und seit 2019 Kroatiens Stamm-Keeper ist, hat in Katar für herausragende Zahlen gesorgt:
- In 510 Spielminuten – geschätzte 50 Minuten Nachspielzeit nicht mitgerechnet – liess Livakovic nur 3 Gegentore zu.
- In den beiden gewonnenen Penaltyschiessen gegen Japan und Brasilien wurden nur drei von acht Elfmetern gegen Livakovic verwandelt. Viermal parierte der Keeper, einmal rettete der Pfosten.
- Gegen Brasilien gelangen Livakovic nicht weniger als elf Paraden – mehr schaffte bislang kein anderer Goalie in einem Spiel.
Aufgrund seiner Leistungen und in Anlehnung an seinen Geburtsort hat die heimische Presse Livakovic «Krake von Zadar» getauft. Im Halbfinal vom Dienstagabend gegen den zweifachen Weltmeister Argentinien mit Superstar Lionel Messi werden die Arme und Beine des Kraken wieder gefragt sein.
Modrics Netflix-Worte zeigen Wirkung
In der kürzlich auf Netflix erschienenen Fussball-Serie Captains gibt es eine Szene, in der Modric während eines Zusammenzugs der Nationalmannschaft das Gespräch mit Livakovic sucht. Die Kroatien-Legende sagt zu Livakovic, dass dieser keine Fortschritte im Nationalteam mache und: «Du strahlst Unsicherheit aus. Das färbt auf die Equipe ab.»
Modrics Worte scheinen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Denn aktuell könnte keine Aussage unzutreffender sein.