Wehmut verspüre er, sagt Glenn Meier, aber noch sei es ihm nicht wirklich bewusst – er meint seinen Abschied von den FC-Luzern-Frauen nach vier Jahren als Trainer. Der 34-jährige Luzerner verlässt nicht nur das Team, sondern den Fussball generell. Er wagt einen radikalen Schritt und nimmt sich eine Auszeit: «Ich würde nicht mal sagen, dass ich nur den Fussball verlasse. Es ist keine Abkehr von etwas, sondern ein Hin zu mir.»
Nur mit einem Rucksack und ohne fixen Plan begibt sich Meier ab Anfang Juli auf Reisen. Dabei hätte seine Reise durchaus im Fussball weitergehen können. An Türen, die ihm offenstanden, fehlte es nicht. Doch Meier hat genug von der Fussball-Maschinerie.
Wir rennen die ganze Zeit – beim Essen denken wir bereits an den Abwasch, beim Abwaschen sind wir schon auf dem Bus. So verpassen wir immer den gegenwärtigen Moment.
Selbst das Angebot des Deutschen Fussball-Bundes – einen Vierjahresvertrag als Assistent der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg – lehnte er ab: «Mein Kopf sagt ‹Mach es!›. Aber wenn ich eine Ebene tiefer gehe, merke ich, dass es sich nicht richtig anfühlt.»
Nach Niederlage mehrere Tage nicht ansprechbar
Im Spitzenfussball war Meier, der in Ebikon aufgewachsen ist, über 18 Jahre lang tätig. Seit er sechsjährig war, hat Fussball sein Leben bestimmt. Bis in die U21 des FC Luzern schaffte er es, der Traum vom Fussballprofi erfüllte sich nicht. Früh wurde Meier daher Trainer. Immerzu beschäftigte er sich nur mit Fussball, stets gab er alles. Habe er am Samstag ein Spiel verloren, sei er bis Montag oder Dienstag nicht ansprechbar gewesen, sagt Meier. «So verbissen war ich.»
Der Cupsieg wäre natürlich ein Happy End und als Abschluss fast schon kitschig.
Inzwischen geht es ihm im Leben um anderes: «In unserer westlichen Konsum- und Leistungsgesellschaft muss man immer für alles einen klaren Plan haben. Wie kommst du von A nach B? Was ist morgen? Wir rennen die ganze Zeit – beim Essen denken wir bereits an den Abwasch, beim Abwaschen sind wir schon auf dem Bus. So verpassen wir immer den gegenwärtigen Moment, den einzigen, der eigentlich existiert.»
Deshalb geht Meier einen neuen Weg: seinen eigenen. Während einer Auszeit will er sich bewusst werden, ob er irgendwann zurück in die «Maschinerie Fussball» möchte, die eigentlich seine grosse Leidenschaft ist.
Nun der kitschige Abschluss?
Vor Reiseantritt steht noch der Cupfinal gegen den FC Zürich an. Die Luzernerinnen seien krasse Aussenseiterinnen, findet Meier. Wobei: «Der Cupsieg wäre natürlich ein Happy End und als Abschluss fast schon kitschig. Aber es geht nicht um mich, sondern ums Team. Diese Spielerinnen haben in den letzten vier Jahren so viel geleistet, sie hätten den Titel unglaublich verdient.»
Am Samstag steht Glenn Meier ein vorerst letztes Mal an der Seitenlinie. Danach geht er seines Weges. Auf unbestimmte Zeit.