«Die Leute wissen, dass wir zur WM fahren.» Der Satz, ausgesprochen vom Coach der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft, wäre eine Selbstverständlichkeit. Wäre es dann, wenn er vom Trainer der Männer-Nati stammen würde.
Ist jedoch Martina Voss-Tecklenburg, Trainerin des Frauen-Nationalteams, die Autorin, ist die Aussage bezeichnend für den schwierigen Weg des Frauenfussballs zur allgemeinen Anerkennung in der Öffentlichkeit.
Die Parallelen zu Deutschland
Anerkennung ist meist nur über Erfolg zu erreichen, die erstmalige Qualifikation der Schweiz für eine Frauen-WM entsprechend ein Meilenstein. «Die Situation ist in gewisser Weise vergleichbar mit der Entwicklung, die ich in Deutschland selbst erlebt habe», meint Voss-Tecklenburg, die als Spielerin mit Deutschland zwischen 1989 und 1997 vier EM-Titel gewann.
2012 übernahm sie die Schweizer Nationalmannschaft und versucht nun zum zweiten Mal, ihrem Lieblingssport zum Durchbruch zu verhelfen. «In gewisser Weise sind alle, die sich in der Schweiz für den Frauenfussball engagieren Entwicklungshelferinnen», ist sie überzeugt. Die WM im Sommer soll nur ein Zwischenschritt in der Etablierung des Frauenfussballs sein: «Wir wollen den sportlichen Erfolg bestätigen. Und ganz allgemein wollen wir, dass noch mehr Mädchen Fussball spielen. Es gibt viel zu tun.»
Heimlich ins Training geschlichen
Voss-Tecklenburg ist sich von jeher gewohnt, auch grosse Widerstände zu überwinden. Heimlich schlich sie sich in jungen Jahren ins Training, weil ihre Mutter ihr Ansinnen, Fussball zu spielen, nicht goutierte. Bald galt sie aufgrund ihrer fussballerischen Fähigkeiten als Schulhofschreck. «Ich wollte stets die Erste oder die Beste sein», erklärt sie und fügt schmunzelnd an: «Ab und an ist mir das ganz gut gelungen.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlounge, 16.3.2015, 22:20 Uhr.