Wenn das Schweizer Frauen-Nationalteam am Freitagabend in der Nations League auf Frankreich trifft, ist die Favoritenrolle verteilt. Die Französinnen sind das klar stärkste Team in der Gruppe 2 und führen diese nach zwei Spielen mit sechs Punkten an. Die Schweiz steht nach bisher einem Unentschieden und einer Niederlage am Tabellenende.
Als wäre die Hürde Frankreich für das Team von Trainerin Pia Sundhage nicht schon hoch genug, hat die Nationaltrainerin auch noch vier eigene Baustellen zu beheben:
- Fehlende Spielpraxis: Einige der aufgebotenen Spielerinnen müssen in ihren Klubs derzeit hinten anstehen. Viola Calligaris beispielsweise kam diese Saison bei Juventus Turin in der Liga nur in jedem dritten Spiel zum Einsatz. Dieser Umstand sei zwar herausfordernd, «aber ich versuche dafür zu sorgen, dass im Nationalteam eine Atmosphäre geschaffen werden kann, in welcher jede Spielerin Vertrauen in sich gewinnen kann», meint Sundhage.
- Kaum Tore: Offensiv sind die Schweizerinnen zu harmlos. Sydney Schertenleibs Tor bei der 1:2-Niederlage gegen Norwegen war das einzige aus den letzten vier Spielen. Dazu sagt Sundhage: «Wir sprechen darüber und schauen uns Situationen an, wo wir Chancen kreieren, aber den Torschuss nicht wagen.» Sie ermutige die Spielerinnen im Training, vermehrt in den Abschluss zu gehen.
- Routiniers ausser Form: Lia Wälti, Ramona Bachmann und Ana-Maria Crnogorcevic befinden sich allesamt nicht in bester Verfassung. Wälti kehrte erst im Januar nach einer Verletzungspause zurück, Bachmann (Houston) und Crnogorcevic (Seattle) sind erst vor zwei Wochen in den Meisterschaftsbetrieb gestartet und sind daher noch nicht im Spielrhythmus. «Wir dürfen uns nicht auf einzelne Spielerinnen verlassen, egal, was sie für einen Einfluss haben oder hatten», äussert sich die Nationaltrainerin.
- Unzufriedenheit: Ein Nati-Aufgebot ist immer etwas Spezielles. Für Alisha Lehmann und Coumba Sow gab es kein solches, was zu Unzufriedenheit und Enttäuschung führen kann. Es sei gut, dass Spielerinnen, welche keinen Platz im Kader erhalten haben, enttäuscht seien, meint Sundhage. «Das zeigt, dass alle dankbar sein sollten, hier bei der Nati sein zu dürfen.»
Testspiel als Hoffnungsschimmer
Mut machen könnte der Frauen-Nati jedoch das letzte Aufeinandertreffen mit Frankreich. Das Testspiel zwischen diesen beiden Teams Ende Oktober vergangenen Jahres konnten die Schweizerinnen nämlich mit 2:1 für sich entscheiden.
Abwehrspielerin Calligaris rechnet mit mehr Gegenwehr der Französinnen, bei denen einige Spielerinnen im Testspiel noch gefehlt hatten: «Sie haben sicherlich mehr Tempo in ihrem Spiel drin als noch im Herbst», meint die 29-Jährige. Es brauche eine gute Balance im Spiel, um der geballten Offensivpower Frankreichs entgegenhalten zu können.
Jedoch öffne dieser Offensivdrang auch Räume für Gegenstösse der Schweizerinnen: «Mit einem guten Umschaltspiel werden wir auch zu guten Offensivszenen kommen», ist sich die Spielerin von Juventus Turin sicher.
Ähnlich tönt es bei Trainerin Sundhage: «Ich erwarte ein anderes, schwierigeres Spiel», sagt sie im Vorfeld. Man dürfe nicht naiv agieren, aber auch keine falsche Scheu zeigen. Für Sundhage ist das Spiel gegen Frankreich aber ein wichtiger Gradmesser: «Wenn wir gegen Frankreich bestehen können, sind wir auch bereit für die EM.»