Gregor Kobel schleuderte seine Handschuhe nach dem Abpfiff wutentbrannt gegen die Ersatzbank und schrie seinen Frust in den Abendhimmel. Der Schweizer Nationalkeeper hatte mit Dortmund gegen Wolfsburg in der 117. Minute das 0:1 kassiert – mit dem Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal verspielte der BVB seine womöglich letzte realistische Titelchance.
Mit dem bitteren 2:5 in der Champions League gegen Real Madrid hatte die Negativserie begonnen. Nach dem 1:2 am vergangenen Wochenende in Augsburg und dem Pokalaus steht die Mannschaft von Nuri Sahin bei drei Pflichtspielniederlagen in Serie. Und nun gastiert am Samstag als nächstes ausgerechnet das seit 19 Liga-Spielen ungeschlagene Leipzig in Dortmund. Punktgleich mit Leader Bayern München liegt RB auf Platz 2, der BVB belegt mit bereits 7 Punkten Rückstand nur den 7. Rang.
Dass Dortmund in dieser Saison zuhause jedes Bundesliga-Spiel gewonnen hat, ist vor dem Topspiel am Samstagabend beinahe die einzige positive Notiz. Denn die Krise – die ist nicht mehr wegzureden. Zwar stärkten die Verantwortlichen beim BVB Trainer Sahin demonstrativ den Rücken. «Wir führen ausschliesslich Diskussionen darüber, wie wir unsere Qualität auf den Platz bekommen bzw. Spiele gewinnen. Über nichts anderes», sagte Geschäftsführer Lars Ricken zuletzt der Bild.
Projekt Sahin droht zu scheitern
Doch das Aufeinandertreffen mit Ex-BVB-Coach Marco Rose könnte für Sahin zum Schicksalsspiel werden. Nachdem in Dortmund die Trainer nach dem Ende der Ära Jürgen Klopp in den letzten 9 Jahren vergleichsweise oft gewechselt haben, sollte das Projekt mit der erst 36-jährigen Klubikone Sahin ein langfristiges werden. Doch nun droht es schon nach 5 Monaten zu scheitern.
Was ebenfalls nicht gerade Mut macht: Letzte Saison wurden beide Direktduelle zur Beute von Leipzig. Und Sahin wird auch weiterhin von Personalsorgen geplagt. Stammkeeper Kobel verpasst das Leipzig-Spiel. Auch Karim Adeyemi, Julien Duranville, Yan Couto, Niklas Süle, Julian Ryerson, Gio Reyna und Kjell Wätjen fehlen verletzt. Waldemar Anton ist fraglich, Almugera Kabar gesperrt.
«Zehn Ausfälle sind schon eine Hausnummer», betonte Sahin an der Medienkonferenz am Freitag. Doch er wolle sich nicht «hinter Ausreden» verstecken.