13 Punkte Rückstand – wann hat es das beim grossen FC Bayern schon einmal gegeben? Es ist tatsächlich schon sehr lange her. Vor 12 Jahren waren die Münchner zuletzt nicht Meister geworden. Doch selbst da betrug der Rückstand auf Dortmund nie mehr als 8 Punkte.
Nun also fordert Bayer Leverkusen die Bayern heraus. Wobei herausfordern arg untertrieben ist. Nach dem blutleeren Auftritt gegen den BVB hat man den Titel in München definitiv abgehakt. Leverkusen zeigt derweil weiter keine Schwäche – selbst wenn es wie am Samstag gegen Hoffenheim bis zur 88. Minute noch 0:1 in Rücklage liegt.
Eine ruhige Osterfeier fällt bei den Bayern in diesem Jahr jedenfalls ins Wasser. Thomas Tuchel gratulierte Leverkusen an der Pressekonferenz bereits zur Meisterschaft, Joshua Kimmich stellte die Charakterfrage. Und Sportvorstand Max Eberl hat alle Hände voll zu tun: «Ihr sucht am Sonntag Eier, ich suche den Trainer», sagte er im ZDF.
Wer will überhaupt Bayern-Trainer werden?
13 Punkte Rückstand sind an sich schon eine Katastrophe für das Selbstverständnis der Bayern, aber die Alarmglocken sollten aus einem anderen Grund noch schriller läuten. Denn: Dass sich der umworbene Trainer-Shootingstar Xabi Alonso so früh zu Leverkusen bekennt, ist kein gutes Zeichen. Ist der Rekordmeister etwa plötzlich nicht mehr sexy genug?
Die Zeiten, in denen die Bayern aufmüpfigen Konkurrenten einfach die besten Leute weggeschnappt haben, sind offenbar ein Stück weit vorbei. Die unruhigen Jahre zuletzt in der Klub-Führung scheinen ihre Spuren hinterlassen zu haben. Eberl muss nun aufräumen. Bayern braucht ja nicht nur einen neuen Trainer als Nachfolger für Tuchel, sondern auch frische Kräfte für eine neue Mannschaft, ja, vermutlich sogar eine neue Identität.
Die Stimmung ist jedenfalls mies, Klub-Übervater Uli Hoeness kritisierte zuletzt ja sogar wieder einmal die eigenen Fans. Immerhin: Diese reagierten während der Pleite gegen den BVB mit Humor und einer Erinnerung an einen legendären Wutanfall von Hoeness bei der Jahreshauptversammlung von 2007: «Für euren Scheissfussball seid ihr doch selbst verantwortlich, Uli!»
Macht Leverkusen gegen den BVB alles klar?
Die Bayern haben nur noch eine Chance auf den 12. Titel in Serie, wenn der bisher ungeschlagene Tabellenführer plötzlich anfängt, zu schwächeln. Bei Leverkusener Niederlagen an den kommenden Wochenenden könnten die Bayern bei eigenen Siegen frühestens am 32. Spieltag an der «Werkself» vorbeiziehen. Ein (ganz) kleiner Hoffnungsschimmer für die Bayern-Fans: Nur nicht zu verlieren, reicht Leverkusen nicht ganz zum Titelgewinn – mit noch 7 Remis und 7 Bayern-Siegen wären am Ende die Münchner mit einem Punkt Vorsprung Meister.
Gewinnen beide Klubs ihre kommenden Spiele jeweils, stünde Leverkusen nach dem 30. Spieltag und einem Sieg in der Partie bei Borussia Dortmund am 21. April auf jeden Fall als Meister fest.