Am Freitag beginnt die Rückrunde in der Bundesliga. Die Ausgangslage im Kampf um den Titel ist so spannend wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Die ersten 5 Mannschaften sind nur durch 7 Punkte getrennt.
Aktuell sind wir nicht gut genug, um Meister zu werden.
2009/10 war es ähnlich eng zugegangen. Damals gehörten sogar 6 Teams zur Spitzengruppe, die durch 7 Punkte getrennt war. Und am Ende jubelte nicht Herbstmeister Bayer Leverkusen, sondern Bayern München. Wir wird es dieses Jahr enden? Wir beleuchten die Ausgangslage der Top-5-Klubs aus der Hinrunde.
Leipzig: Verdient an der Tabellenspitze
Nach einem durchzogenen Herbst mit 4 sieglosen Spielen in Folge drehte Leipzig ab November richtig auf. 22 von 24 möglichen Punkten holte das Team von Trainer Julian Nagelsmann bis zum Hinrunden-Ende. Zudem hat kein Team mehr Tore geschossen als die Leipziger (48). Der Lohn: Rang 1 und 2 Punkte Vorsprung auf Gladbach. Für viele Experten sind die «Bullen» Titelkandidat Nummer 1.
- Das sagt Nagelsmann: «Wir müssen uns entwickeln. Aktuell sind wir nicht gut genug, um Meister zu werden.»
- Das sagt SRF-Experte Peter Knäbel: «Ein ernstzunehmender Titelkandidat, der eine überragende Hinrunde gespielt hat.»
Gladbach: Was ist noch möglich?
Konstant stark spielte auch Gladbach mit den Schweizern Yann Sommer, Nico Elvedi, Denis Zakaria und Breel Embolo. Sommer wurde zudem von 239 Bundesliga-Profis zum besten Torhüter der Hinrunde gewählt. Zakaria entwickelte sich unter Trainer Marco Rose zur absoluten Führungskraft. Der Gewinn des 6. Meistertitels ist durchaus realistisch.
- Das sagt Rose: «Wir haben einiges vor in den nächsten Monaten und rechnen uns viel aus.»
- Das sagt SRF-Experte Peter Knäbel: «Sie werden eine gute Saison spielen, wenn sie die Konstanz halten können. Aber ich sehe sie ein bisschen hinter der Konkurrenz.»
Bayern München: Die Meisterserie soll nicht reissen
Obwohl die Bayern eine verhältnismässig schwache Vorrunde spielten, sind sie weiterhin voll im Titelrennen dabei. Nach der Entlassung von Nico Kovac und der Beförderung von Hansi Flick zum Chetftrainer sowie dem darauffolgenden 4:0-Sieg über Dortmund war wieder Ruhe eingekehrt. Zumal das Team in der Champions League mit 6 Siegen aus 6 Spielen in die Achtelfinals vorgestossen ist. Trotzdem: Der Titel – es wäre der 8. in Folge – ist weiter weg als auch schon.
- Das sagt Flick: «Leipzig ist zurecht Tabellenführer. Aber wir haben die Qualität und den Willen, sie noch abzufangen.»
- Das sagt SRF-Experte Peter Knäbel: «Wenn die Bayern in einen Lauf kommen, sind sie das beste Team. Die Frage ist nur, ob sie es in diesen ‹Flow› schaffen.»
Dortmund: Ruhe muss unbedingt wieder einkehren
Trainer Lucien Favre stand vor der Entlassung, Paco Alcacer will weg, Mario Götze hat keine Zukunft mehr, Jadon Sancho ist unzufrieden: Der BVB hat eine turbulente Vorrunde hinter sich. Mit Erling Braut Haaland konnte aber ein von vielen Klubs umworbener Spieler verpflichtet werden. Kehrt bei Dortmund Ruhe ein und werden weniger Punkte verschenkt als in der Hinrunde, kann der BVB im Titelrennen trotz 7 Zählern Rückstand wieder ein Wort mitreden.
- Das sagt Favre: «Ich schaue immer nach vorne, also nach oben. Alles ist sehr eng und alles ist möglich.»
- Das sagt SRF-Experte Peter Knäbel: «Dortmund kassiert zu viele Gegentore in den letzten 15 Minuten. Wenn sie das in den Griff kriegen und Haaland trifft, sind sie wieder ein Kandidat.»
Schalke: Nübel-Transfer überschattet starke Hinrunde
Die «Knappen» haben überraschend stark aufgespielt und liegen punktgleich mit Erzfeind Dortmund auf Rang 5. Für Unruhe sorgte der anfangs Jahr bekannt gewordene Transfer von Torhüter Alexander Nübel im Sommer zu Bayern München. Die Captainbinde ist er damit los, wer in der Rückrunde Stammkeeper bei Schalke ist, liess Coach David Wagner offen. Spielt Nübel überhaupt je wieder für Schalke? Die ersten 3 Partien der Rückrunde ist er noch gesperrt.
- Das sagt Wagner: «Es gibt Grösseres als Alexander Nübel und sein Transfer.»
- Das sagt SRF-Experte Peter Knäbel: «Es ist überraschend, dass Schalke im Meisterrennen mitmischen kann. Sie stehen zurecht dort oben, sind für mich aber nicht direkt ein Titelkandidat.»
Sendebezug: Radio SRF 3, Abendbulletin, 16.01.2020, 18:45 Uhr