Das deutsche Fachmagazin kicker stellte am Ende der Bundesligasaison fest: Der beste Torhüter ist ein Schweizer – Gregor Kobel. Wenngleich die Krönung für eine fabelhafte Spielzeit bekanntlich ausblieb. In der letzten Runde liess sich Kobels BVB den Meistertitel noch entreissen. «Es tut immer noch mega weh. Das wird uns noch eine Zeit, wenn nicht das ganze Leben lang begleiten», hadert der Zürcher beim Nati-Zusammenzug im dazu passend regnerischen Tenero immer noch.
Immerhin, mittlerweile könne er auch Positives daraus ziehen: «Das gibt uns Extra-Motivation für nächste Saison.» Bislang lautete Kobels Rezept zur Frustbewältigung: Abstand gewinnen, Zeit mit der Familie verbringen, einen kurzen Rückzug in die Berge.
Nun bringt das Nati-Camp Ablenkung. Die Quali zur EM 2024 geht in die nächste Runde. Besonders erfreulich für Kobel ist die Startelf-Garantie am Freitag gegen Andorra.
Zeichnet sich also ein Wechsel der Hierarchie im Goalie-Gefüge der Nati ab? Nein, betont Torwarttrainer Patrick Foletti. Yann Sommer bleibe bis auf Weiteres die Nummer 1. Es gehe darum, Kobel zu Spielpraxis im Nationalteam zu verhelfen. Die Entwicklung des BVB-Rückhaltes bewertet Foletti äusserst positiv, gerade in mentaler Hinsicht: «Er hat Wirkung auf die Mannschaft, das ist für mich das Wichtigste. Dass er eine sehr starke Saison gespielt hat, hat jeder gesehen.»
Auch Sommer erhält vom Goalietrainer ein gutes Zeugnis. Es sei für den Bayern-Legionär nicht einfach gewesen mit dem immensen Druck und den dem «FC Hollywood» eigenen personellen Querelen im Hintergrund. Und doch: «Er hatte am Ende des Tages ein sehr erfolgreiches Jahr. Für mich entscheidend sind die Erfahrungen, die er gesammelt hat. Wie er dem Druck standgehalten hat.»
Bläst Kobel seinerseits zum Grossangriff auf das begehrte Trikot mit der 1 auf dem Rücken? Der 25-Jährige bleibt ganz Diplomat: «Ich kann mich nur auf meine eigene Leistung und Entwicklung konzentrieren. Als Profi will man immer spielen, alles andere wäre komisch. Am Ende entscheidet das Trainerteam.»
Seinen Teil hat Kobel fraglos beigetragen. Die Zeit ist langfristig auf seiner Seite, er ist 9 Jahre jünger als Sommer. Und die aktuelle Nummer 2 brennt auf weitere Auftritte: «Es ist immer ein Wahnsinnsgefühl, das Schweizer Nati-Trikot zu tragen. Ich freue mich über jede Minute, die ich für die Schweiz spielen darf.»