Als Isaac Schmidt im Nati-Trainingslager in Faro vor die Medien trat, überraschte er mit guten Deutschkenntnissen. Nach dem Testspiel gegen Nordirland antwortete er dann aber doch lieber auf Französisch. Der Grund: «Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich. Da fällt es mir sowieso schon schwer, die richtigen Worte zu finden.»
Soeben hatte Schmidt sein 1. Länderspiel bestritten – und das von Beginn an. Auf der rechten Abwehrseite zeigte der Lausanner eine ansprechende Partie. Er gewann Laufduelle und setzte die erhofften offensiven Akzente. «Für mich war es eine grosse Ehre», sagte Schmidt. «Es war kein einfaches Spiel gegen einen sehr defensiven Gegner auf einem schwierigen Platz, aber ich versuchte, meine Chance zu nutzen.»
Gemäss Murat Yakin hat er das auch getan, der Nationaltrainer zählte Schmidt zu den Gewinnern des Tests. «Ich war mit seiner Leistung sehr zufrieden. Er war sehr agil und spielte auch mutig. Es ist eine Freude, wenn jemand so ein Debüt gibt.» Yakin wählte den März-Termin, um «weitere Optionen» für die WM-Qualifikation im Herbst zu finden. Schmidt hat aufgrund seiner Position das Potenzial, mehr als nur eine Option zu sein.
Auf beiden Seiten einsetzbar
Lange war die rechte Abwehrseite von Silvan Widmer besetzt. Doch der 32-Jährige ist bei Mainz kein Stammspieler mehr, kommt in dieser Saison fast nur noch zu Kurzeinsätzen. Und selbst wenn er zu alter Stärke zurückfindet, ist klar, dass er angesichts seines Alters nicht ewig im Nationalteam bleiben wird.
Schmidt kann sogar auf beiden Aussenbahnen spielen und wäre damit auch ein möglicher Nachfolger von Ricardo Rodriguez (32). Das Problem: Auch Schmidt spielt kaum. Ende August wechselte er von St. Gallen zum englischen Zweitligisten Leeds United und kam seither nur auf 25 Liga-Minuten. Das sind Werte, mit denen normalerweise kein Spieler rechnen kann, für das Nationalteam aufgeboten zu werden.
Den Durchbruch schaffte Schmidt nach seiner Ausbildung in Lausanne in St. Gallen, wo er vom Flügelspieler zum Aussenverteidiger umfunktioniert wurde. Als dann Leeds United anklopfte und ihm einen Vierjahresvertrag anbot, konnten weder er noch der FCSG Nein sagen.
Was bringt die Zukunft?
Nach gut 7 Monaten zieht Schmidt eine gemischte Zwischenbilanz. «Nach einem Jahr, in dem ich kaum gespielt habe, frage ich mich zwangsläufig, wie es weitergeht. Aber ich muss auch die Umstände betrachten.» Schmidt stiess erst am Ende des Transferfensters zum neuen Team, das zudem schon gut funktionierte. Derzeit steht Leeds auf dem 1. Tabellenplatz und ist damit klarer Aufstiegskandidat.
Was das für Schmidt bedeuten würde, kann er selbst noch nicht abschätzen. Klar ist aber, dass er in der Premier League kaum bessere Einsatzchancen hat. «Die Klubverantwortlichen haben mir versichert, dass sie langfristig mit mir planen. Ich muss nur geduldig sein und auf meine Chance warten.» Doch mit der Geduld ist es manchmal schwierig. Mit 25 Jahren hat Schmidt einen Grossteil seiner Karriere zwar noch vor sich, er gehört aber nicht mehr zu den Nachwuchsspielern.
Gleichzeitig betonte Schmidt, dass er allein durch das höhere Trainingsniveau in Leeds weiter sei als zu Beginn der Saison. Mit seiner Leistung in Belfast hat er das unterstrichen. Dennoch ist klar: Wenn weitere Einsatzchancen folgen sollen, muss er im Klub wieder mehr Spielpraxis bekommen.