Die Vorgabe für das Schweizer Nationalteam vor dem Auftakt in die WM-Qualifikation war klar: Zwei Spiele, zwei Siege müssen gegen Bulgarien und Litauen her. Rein mathematisch steht fest, dass die Pflicht erfüllt wurde. Nach je einem Blitzstart musste das Team von Vladimir Petkovic nie wirklich um den Sieg bangen.
Soviel zur mathematischen Sicht. Doch von überbordender Begeisterung ist die Nati so weit weg wie Goalie Yann Sommer von Überbeschäftigung. Die Gründe dafür sind in der zuletzt oft bemühten «Pflicht ja, Kür nein»-Metapher zu finden. In Sofia hatten die Schweizer nach 12 Minuten und einer 3:0-Führung den Spielbetrieb weitestgehend eingestellt.
Gegen Litauen kristallisierte sich einmal mehr eine Schwäche der Nati heraus: Gegen defensiv eingestellte Teams spielerische Lösungen zu finden. So wird der Minisieg über die Nummer 129 der Fifa-Weltrangliste (Litauen liegt damit hinter Malawi, den Philippinen sowie Antigua & Barbuda) wohl primär wegen den zu hohen Toren in St. Gallen in Erinnerung bleiben. Und auch der Mathematiker wird anmerken, dass bedenklich wenig für die möglicherweise am Ende ausschlaggebende Tordifferenz gemacht wurde.
«Die 3 Punkte sind das Wichtigste. Es war zäh, auf einem schwierigen Terrain, gegen eine Mannschaft, die sehr defensiv stand», bilanzierte Sommer. Torschütze Shaqiri betonte: «Pflicht erfüllt, nicht mehr und nicht weniger.» Am Mittwoch bietet sich an selber Stätte die Chance, im Test gegen Finnland das offensive Selbstvertrauen zu steigern.
Nach einem erschreckend langweiligen Abend sind drei Punkte ein grosser Lohn.
Am Montagmorgen gehen die Zeitungen hierzulande entsprechend hart mit der Nati ins Gericht. «Nach einem erschreckend langweiligen Abend sind drei Punkte ein grosser Lohn», konstatiert der Tages-Anzeiger. «Die Schweizer Fussballer beschränken sich in der WM-Qualifikation auf Pflichterfüllung », lautet das Resümee der NZZ. Weiter analysiert sie, es sei ein «maximal behäbiger Auftritt» gewesen.
Im Mittelpunkt der Analysen im Blätterwald steht folgerichtig nicht das Blitztor von Xherdan Shaqiri, sondern das zu hohe Tor, das zum verspäteten Spielanpfiff führte. «Schaut her: Beim Warm-up vor dem Spiel können Tore um 10 cm wachsen … Das erste Tor fällt schon vor dem Spiel », spottet der Blick .
Es war nicht gerade so wie bei den Kindern auf dem Pausenplatz, wenn sie diskutieren, ob man drei oder vier Schritte zwischen dem Turnsack als linkem und der Jacke als rechtem Pfosten machen soll.
Die NZZ übt sich in Nostalgie: «Es war nicht gerade so wie bei den Kindern auf dem Pausenplatz, wenn sie darüber diskutieren, wer seinen Turnsack oder die Jacke hergeben soll für das Tor, und ob man drei oder vier Schritte zwischen dem Turnsack als linkem und der Jacke als rechtem Pfosten machen soll. Immerhin handelte es sich um ein WM-Qualifikationsspiel, eine ernste Sache.»
Wer den Schaden hat, so weiss der Volksmund, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Aus sportlicher Sicht hat die Nati trotz wenig glanzvoller Auftritte keinen Schaden erlitten. Und sollte es dann am 5. September zuhause einen unspektakulären 1:0-Erfolg über Italien geben, wird sich keiner darüber beklagen ...