Einen Tag vor dem Abflug nach Doha war ein entspannter Murat Yakin im «Sportpanorama» zu Gast. Die Vorfreude beim 48-Jährigen, dem eine WM-Teilnahme als Spieler verwehrt geblieben ist, war spürbar. Der Nati-Trainer sprach bei Paddy Kälin über...
... die Kritik an seinem Aufgebot:
Kein Kevin Mbabu oder Jordan Lotomba, kein Ulisses Garcia oder Loris Benito: Sollten sich die Stammspieler Silvan Widmer und Ricardo Rodriguez in Katar verletzen, würde Yakin auf Renato Steffen und Edimilson Fernandes als Stellvertreter zurückgreifen. Beide sind keine gelernten Aussenverteidiger.
Die Begründung: «Für mich waren das Momentum und die Erfahrungen aus der Nations League wichtig. Auf der linken Seite habe ich absolutes Vertrauen in Renato Steffen. Er ist im Rhythmus und bringt defensive Qualitäten mit. Und er ist ein Linksfuss. Auf diesem Niveau ist es schwierig, wenn man auf der falschen Fuss-Seite spielt. Auf der rechten Aussenbahn ist Edimilson für mich eine absolute Überraschung. Er ist mit 33 Länderspielen kein Unbekannter in der Nati und hat den Rhythmus bei Mainz wieder gefunden. Das Frische, Unbekümmerte und das Momentum sprechen für ihn.»
... seine Ambitionen in Katar:
So richtig die Katze aus dem Sack lassen wollte Yakin zuerst nicht. «Wir haben eine Mannschaft, die einen unglaublichen Spirit und grosse Qualität hat. Auch die Spieler haben entsprechend Erwartungen. Wir werden Gas geben und alles geben. Ausgehend davon, was wir uns erarbeitet haben – dass wir auch grosse Nationen wie Spanien oder Portugal schlagen können – darf man etwas Grossartiges erwarten.»
Auf Resultate gemünzt liess sich Yakin dann doch noch entlocken: «Es wäre sicher eine Enttäuschung, wenn wir schon in der Gruppenphase ausscheiden würden. Der Viertelfinal wäre natürlich wünschenswert.»
... seinen Wunsch nach einer WM ohne Nebengeräusche
Blondierte Haare, Besuche beim Tätowierer in Pandemie-Zeiten, der Doppeladler oder gar die Spuckaffäre von anno 2004: Aus dem Schweizer Lager gab es vor oder an grossen Turnieren jeweils auch abseits des Fussballplatzes Schlagzeilen. Für Yakin ein «No-Go». Bereits in der Nations League hat er deshalb einige Massnahmen eingeführt: Ein «Geläuf» im Teamhotel, sprich dass Angehörige der Spieler ein und aus gehen, wolle er nicht mehr.
«Die Spieler haben das gut aufgenommen. Eine gewisse Disziplin muss herrschen. Am Matchtag oder auch davor, wenn wir uns voll auf das Spiel fokussieren.» Zu den Nebengeräuschen aus der Vergangenheit sagt Yakin: «Man darf dieselben Fehler nicht zweimal machen. Es liegt in meiner Verantwortung, Störfaktoren zu eliminieren. Wir sind eine kleine Nation. Wenn wir Erfolg haben wollen, muss alles zusammenpassen.»