«Die Kritik sei angebracht nach 80 Minuten – das reicht nicht», meinte SRF-Kommentator Sascha Ruefer beim Stand von 1:0 der Schweiz gegen Andorra, ehe Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri mit 2 späten Toren das Resultat noch etwas aufhübschten.
Zum 4. Mal in Serie hatte die Schweiz eine ziemlich biedere Leistung gezeigt. Angefangen beim 1:2 in Andorra Mitte Juni, dann die beiden Last-Minute-Punktverluste gegen Rumänien und Kosovo (jeweils 2:2), ehe man am Dienstag aufgrund einer lange knappen Führung schon wieder ein Zittern bis zum Schlusspfiff befürchten musste.
Nur sanfter Druck von den Gruppengegnern
Natürlich: Die Schweiz liegt nach 6 Spielen in der schwach besetzten Gruppe I auf Kurs und dürfte die EM-Endrunde in Deutschland mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erreichen. Auch wenn Rumänien und Israel nur 2 bzw. 3 Punkte hinter der Nati lauern und jeweils noch zuhause gegen das Team von Murat Yakin antreten dürfen.
Doch man stelle sich vor, Israel und Rumänien hätten mit jeweils einem Unentschieden gegen den Kosovo nicht noch zusätzlich Punkte abgegeben und im Direktduell ebenfalls nur remis gespielt.
Die Qualität der Schweiz dürfte dennoch reichen, um die Gruppe auf einem der ersten beiden Plätze abzuschliessen. Doch was passiert im Hinblick auf das kommende Jahr, wenn die Gegner dann von einem anderen Format sind?
Die Mängel sind zurzeit augenscheinlich:
- Torgefährlichkeit: Nach den überzeugenden Auftritten gegen Belarus (5:0) und Israel (3:0) schien die EM-Quali ein Selbstläufer zu werden. Danach war von der Spielfreude und der Kaltblütigkeit im Abschluss nicht mehr viel zu sehen. Egal ob aus dem Spiel heraus oder über Standards, viel zu selten konnten zwingende Möglichkeiten herausgespielt werden.
- Defensive Anfälligkeit: Kann die Schweiz nicht komfortabel vorlegen, gerät das Spiel am Ende zur Zitterpartie. Vor allem nach der Partie im Kosovo wurde vonseiten der Spieler die mangelnde Cleverness herausgestrichen.
- Spielerwechsel: Ungewöhnlich viele Nati-Spieler haben in diesem Sommer den Klub gewechselt oder waren wie beispielsweise Nico Elvedi oder Ardon Jashari in Hängepartien involviert. Diese Situation ging nicht an allen spurlos vorüber. Und so einige müssen ihren Platz und ihre Rolle im neuen Klub noch finden. Das färbte auch auf die Nationalmannschaft ab.
In Panik zu verfallen, wäre aber falsch. Es gibt auch Grund für Zuversicht, wie folgende Punkte zeigen:
- Steigerung gegen bessere Teams: Die Schweiz hat vor allem in der Nations League und auch schon an Endrunden gezeigt, dass sie einen Gang höher schalten kann, wenn es gegen stärkere Teams geht. Es bleibt zu hoffen, dass das bittere 1:6 im WM-Achtelfinal gegen Portugal die Ausnahme bleibt, welche die Regel bestätigt.
- Rückkehrer: Mit Breel Embolo dürfte im kommenden Jahr ein Angreifer von internationalem Format in den Kreis der Nati zurückkehren. Seine Robustheit und Durchschlagskraft wurden zuletzt vermisst, da können Offensivkräfte wie Zeki Amdouni und Ruben Vargas aktuell nicht mithalten.
- Mehr Spielpraxis im Klub: Bis in den kommenden Sommer dürften diverse Spieler wie Noah Okafor, Remo Freuler oder Djibril Sow in ihren neuen Klubs angekommen sein und hoffentlich zu regelmässigen Einsätzen kommen.
Noch sind 4 Spiele in der EM-Quali zu absolvieren. Höchste Zeit also, sich mit guten Leistungen das Selbstvertrauen zu holen, das für die Aufgaben im kommenden Jahr essentiell sein wird.