- Die Schweiz schlägt Spanien im vorletzten Spiel der Nations League überraschend 2:1 in Saragossa.
- Die Tore der Nati fallen jeweils nach Eckbällen – Manuel Akanji feiert dabei sein Tordebüt, ist im nächsten Spiel aber gesperrt.
- Weil Portugal den Tschechen keine Chance lässt, reicht der Schweiz am Dienstag gegen Tschechien ein Remis zum Verbleib in der höchsten Liga der Nations League.
Es muss den knapp 32'000 Zuschauern im Estadio La Romareda wie eine 20-minütige Powerplay-Situation vorgekommen sein: Die Spanier schnürten die Schweizer tief in der eigenen Hälfte ein und drückten auf den Ausgleich zum 2:2. Die «Roja» erhielt dabei im vorletzten Spiel der Nations-League-Kampagne unfreiwillige Unterstützung: Renato Steffen (65.) mit einem verunglückten Rückpass knapp neben das Tor und der eben erste eingewechselte Nati-Debütant Dan Ndoye (69.) nach einem Abpraller kamen einem Eigentor gefährlich nahe.
Doch weil Yann Sommer bei seinem 75. Nati-Auftritt gewohnt souverän blieb – und in der Schlussminute gegen Carlos Soler mirakulös parierte – und Fortuna im Gegensatz zum EM-Viertelfinal ein weisses Kreuz auf rotem Grund im Herzen trug, erkämpfte sich die Schweiz die nicht unverdienten, aber überraschenden 3 Punkte. Es ist der erste Vollerfolg gegen die Iberer seit der WM 2010, der allererste in Spanien überhaupt. Die Nati bescherte damit nicht nur Ndoye ein erfolgreiches Debüt, sondern sich auch eine gute Ausgangslage im Kampf gegen den Abstieg aus dem höchsten Nations-League-Pool.
Kein weiterer Alb(a)-Traum
Es war durchaus bemerkenswert, wie die kompakt agierende Nati den Wirkungsgrad der technisch hochbegabten Spanier einschränkte. Mit konzentrierter Defensivarbeit wurde das aus den Barcelona-Teenagern Pedri und Gavi und Routinier Busquets bestehende zentrale Mittelfeld weitgehend wirkungslos gemacht. Über weite Strecken wussten die Spanier mit dem gewohnt hohen Ballbesitzanteil nichts anzufangen. Die Viererkette (Widmer/Elvedi/Akanji/Rodriguez) geriet erst mit der Auswechslung von Ricardo Rodriguez durch Steffen (46.) gelegentlich ins Wanken.
Und es passte zur Reife des Schweizer Auftritts, dass sich die Elf von Murat Yakin auch vom ersten Gegenschlag nicht unterkriegen liess: Nachdem Jordi Alba (55.) auf der linken Seite viel Freiraum vorgefunden und unhaltbar zum 1:1 eingenetzt hatte, reagierte die Nati nur 4 Minuten später: Nach einer Eckball-Variante leitete Manuel Akanji den Ball weiter, wo ihn laut offizieller Statistik Breel Embolo (möglicherweise aber auch ein spanischer Verteidiger) aus kurzer Distanz über die Linie drückte.
Schon im EM-Viertelfinal hatte Alba gegen die Schweiz getroffen, doch diesmal blieb sein Tor ohne Folgen. Vargas, der schon das 1:0 per Eckball vorbereitet hatte, verpasste die endgültige Krönung seiner Leistung kurze Zeit später: Sein Kopfball konnte von Spanien-Keeper Unay Simon gerade noch so pariert werden.
Portugal leistet Schützenhilfe
Ungefähr zur selben Zeit ereignete sich 1500 km nordöstlich aus Schweizer Sicht ähnlich Erfreuliches: Diogo Dalot schoss Portugal in Prag mit 3:0 uneinholbar in Führung. Das bedeutet: Der Nati reicht am Dienstag in St. Gallen ein Remis gegen Tschechien, um die Klasse zu halten.
Doch zurück nach Spanien: Das Skore in Saragossa hatte Akanji eröffnet. Er trocknete nach einem Eckball Chelsea-Routinier Cesar Azpilicueta im Luftduell ab und köpfelte den Ball via Boden unhaltbar in die Maschen (21.). In seinem 42. Länderspiel war es für den Neuzugang von Manchester City der erste Treffer im Nati-Trikot. Das Level an Zufriedenheit nahm bei Akanji jedoch rasch wieder ab: Eine unnötige gelbe Karte wegen Reklamierens (44.) brachte den unangenehmen Nebeneffekt mit sich, dass er die entscheidende Partie gegen Tschechien verpassen wird.
Yakin hatte vor der Partie angekündigt, auf Experimente verzichten zu wollen. Und tatsächlich scheint sich die Stamm-Elf für die WM herauszukristallisieren. Die einzige kleine Überraschung war, dass Vargas auf Kosten von Haris Seferovic in die Startformation rückte. Der Augsburg-Legionär rechtfertigte die Nomination definitiv. Neben den ohnehin gesetzten Granit Xhaka, Remo Freuler und Xherdan Shaqiri hat auch Djibril Sow gute Karten für kommende Aufgaben im Mittelfeld. Als er durch den zuletzt mit wenig Spielpraxis beschenkten Denis Zakaria ersetzt wurde, nahm die Stabilität spürbar ab.
Shaqiri beinahe mit dem 2:0
Aus heiterem Himmel fiel der Führungstreffer keineswegs. Die ersten konkreten Gelegenheiten gingen allesamt auf das Konto der Schweizer. Embolo kam erst aus aussichtsreicher Position ins Straucheln (12.), Sows Kopfball ging knapp über das Tor (13.), Xhaka versuchte es eine Minute später aus der Distanz. Kurz vor der Pause vergab Shaqiri gar eine formidable Gelegenheit auf das 2:0: Nach einem schönen Dribbling scheiterte der quirlige Mittelfeldmotor aus spitzem Winkel an Simon.
Dank der erwähnten Eckball-Stärke in dieser Partie wird Shaqiri dieser verpassten Chance nicht allzu lang nachtrauern. Nach dem überraschenden Auswärtssieg fehlt der Schweiz ein letztes Puzzleteil zum Erreichen des Klassenerhalts: Sie darf am Dienstag in St. Gallen nicht gegen Tschechien verlieren. Ob das gelingt? Sie erfahren es ab 20:10 Uhr bei SRF.