- Die Schweiz gewinnt den EM-Achtelfinal gegen Weltmeister Frankreich in Bukarest vor 25'000 Zuschauern im Penaltyschiessen mit 5:4. Nach der regulären Spielzeit stand es 3:3.
- Alle fünf Schweizer Schützen treffen vom Punkt, während Frankreichs Superstar Kylian Mbappé an Yann Sommer scheitert.
- Vom 1:0 zum 1:3 zum 3:3 zur Penalty-Lotterie, ein verschossener Elfmeter in der regulären Spielzeit, Traumtore: Dieses Spiel ist nichts für schwache Nerven.
- Zum ersten Mal seit 67 Jahren qualifiziert sich die Schweiz damit wieder für einen Viertelfinal an einem grossen Turnier. Dort wartet am Freitag in St. Petersburg Spanien (Anpfiff um 18:00 Uhr, live auf SRF zwei).
Über dieses Spiel wird sich die Fussballschweiz noch lange unterhalten. Nachdem es bereits im ersten Achtelfinal des Tages zwischen Spanien und Kroatien ein Spektakel gegeben hatte, wurde in der Glutofenhitze von Bukarest zwischen der Schweiz und Frankreich zumindest gefühlt noch eine Schippe an Drama, Spannung und Emotionen draufgelegt.
Das krönende Ende aus Sicht der Schweiz folgte im Penaltyschiessen. Mario Gavranovic, Fabian Schär, Manuel Akanji, Ruben Vargas und Admir Mehmedi behielten vom Punkt aus die Nerven. Und zur tragischen Figur wurde ausgerechnet Kylian Mbappé. Der Superstar der Franzosen trat als Letzter an und sah seinen Versuch von Yann Sommer pariert.
Nach den herben Penalty-Enttäuschungen an der WM 2006 (gegen die Ukraine) und an der EM 2016 (gegen Polen) war das Glück diesmal auf Schweizer Seite – und das gegen den Weltmeister.
Gavranovic trifft in der 90. Minute
Ein Geniestreich von Gavranovic hatte die Schweiz überhaupt erst in die Verlängerung gebracht. Der eingewechselte Stürmer traf in der 90. Minute zum 3:3. Von Granit Xhaka eingesetzt, liess Gavranovic Presnel Kimpembe wie einen Schulbuben aussehen – und traf überlegt in die untere linke Ecke.
Es war der vorläufige Höhepunkt einer Aufholjagd, die Haris Seferovic in der 81. Minute mit seinem zweiten persönlichen Treffer an diesem Abend gestartet hatte. Und die Schweiz bekundete das nötige Glück, als Kingsley Coman in der vierten Minute der Nachspielzeit noch die Latte traf.
Zubers Vorarbeit, Seferovics Führung
Das Spiel hatte für die Schweiz gut begonnen. Seferovic hatte seine Farben bereits in der 15. Minute 1:0 in Führung geköpfelt. Steven Zubers Flanke, der nun mit 4 Assists in 2 Spielen bester Vorbereiter der EM ist, war massgeschneidert.
Vor 25'000 Zuschauern im Nationalstadion Rumäniens hätte Ricardo Rodriguez die Schweiz 10 Minuten nach der Pause 2:0 in Führung bringen können. Zuber, wieder er, war nach einem Rencontre mit Benjamin Pavard im Strafraum zu Fall gekommen.
Nervenflattern bei Rodriguez
Doch es wiederholte sich, was Rodriguez bereits bei seinen letzten beiden Anläufen (und insgesamt dreimal im Nati-Trikot) unterlaufen war. Der Verteidiger scheiterte mit seinem Versuch an Hugo Lloris.
Dann überschlugen sich die Ereignisse vollends:
- 57. Minute: Karim Benzema wird von Nico Elvedi nicht behindert, nimmt den Ball gekonnt an und trifft zum 1:1-Ausgleich.
- 59. Minute: Nach einer herrlichen Kombination legt Benzema nach: Antoine Griezmanns Abschluss kann Sommer noch abwehren, doch am zweiten Pfosten nickt der Real-Stürmer erneut ein.
Innert 4 Minuten geschah das eigentlich Unfassbare: Das fast schon sichere 2:0 für die Schweiz wurde in ein 2:1 für die Franzosen umgewandelt.
Nach einem Traumtor von Paul Pogba war das Spiel eine Viertelstunde vor Schluss scheinbar entschieden. Der französische Spielgestalter traf herrlich zum 3:1 ins Lattenkreuz und brachte die «Équipe Tricolore» auf die Siegerstrasse (75.). Der Schock blieb – bis zu Seferovics und Gavranovics Doublette.
Und Rodriguez’ Glück war, dass seine Kollegen im Penaltyschiessen seinen Fehlschuss gleich fünffach ausmerzten.
Im Viertelfinal gegen Spanien – ohne Xhaka
Zum ersten Mal seit der WM 1954 im eigenen Land steht die Nati damit an einem grossen Turnier im Viertelfinal. Dort geht es am Freitag um 18:00 Uhr in St. Petersburg gegen Spanien, das sich gegen Kroatien 5:3 nach Verlängerung durchgesetzt hat. Der grosse Wermutstropfen in aller Euphorie: Captain Xhaka wird gesperrt fehlen – er sah die zweite gelbe Karte in diesem Turnier.