Rumänien als beliebtes Ausland-Ziel für Schweizer Profis zu bezeichnen, wäre übertrieben. Glaubt man der Seite transfermarkt.de, haben lediglich 13 Fussballer mit Schweizer Staatsangehörigkeit im Land am Schwarzen Meer ihre Schuhe in der höchsten Liga geschnürt. Der Einzige von ihnen, der auf mehr als 50 Einsätze kommt, ist Ivan Martic. Mit total 83 Partien in der SuperLiga (respektive deren Meister- und Abstiegsrunde) ist der 33-Jährige aus Uzwil Schweizer Rekordspieler.
Am Dienstag spielt die Schweizer Nati im Rahmen der EM-Qualifikation gegen Rumänien um den Gruppensieg (ab 20:10 Uhr live auf SRF zwei und in der Sport App). Aus diesem Grund sprach SRF Sport mit dem ehemaligen Spieler von US Universitatea Craiova sowie Universitatea Cluji über den rumänischen Fussball:
Ivan Martic, wie kam es dazu, dass Sie sich 2017 dazu entschieden haben, in Rumänien zu spielen?
Martic: Das geschah eher zufällig. Ein Trainer, den ich aus meiner Zeit bei Spezia Calcio kannte, kontaktierte mich und fragte, ob ich mir vorstellen könne, in Craiova zu spielen. Später habe ich mir dann Craiova während 3 Tagen angeschaut und schliesslich klappte der Wechsel.
Welche kulturellen oder sportlichen Unterschiede haben Sie zwischen dem Fussball in der Schweiz und in Rumänien bemerkt?
Vor allem in Craiova leben die Menschen den Fussball. Es gibt eine grosse Fangemeinde, die unglaublich ist. Die Schweizer und die rumänische Fussball-Welt lässt sich nur schwer vergleichen. Ich habe über den rumänischen Fussball jeweils gesagt: ‹Welcome to the jungle!› Alles ist ein wenig wild. Die mediale Aufmerksamkeit ist gross und es spielt auch immer die Politik etwas mit rein. Alles in allem würde ich sagen, dass es schwieriger ist in der SuperLiga zu spielen als in der Schweizer Super League.
Wie haben Sie Rumänien als Land und Craiova wahrgenommen?
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn etwas Mühe mit der Mentalität hatte. Ich kenne die Balkan-Mentalität gut, aber in Rumänien läuft es schon ein wenig anders ab. Es dauerte rund 5 bis 6 Monate, bis ich mich eingelebt hatte und auch die Sprache ein wenig sprechen konnte. Von da an ging alles viel einfacher.
Topf 2 oder Topf 4 – das ist die Frage
Zwischen Rumänien, das sich erstmals seit 8 Jahren wieder für ein grosses Turnier qualifizieren konnte, und der Schweiz geht es am Dienstagabend in Bukarest zwar nicht mehr um das EM-Ticket. Gleichwohl kommt der Begegnung eine gewisse Bedeutung zu: Schliesst die Nati die Gruppe I nämlich auf Platz 1 ab, wird sie am 2. Dezember bei der EM-Gruppenauslosung in Hamburg in Topf 2 platziert. Falls die Schweiz aber Rumänien den Vortritt lassen muss, landet sie lediglich in Topf 4.
Ivan Martic, wie sehen Sie am Dienstag die Ausgangslage zwischen Rumänien und der Schweiz?
Die Schweiz ist für mich in dieser Partie der Favorit. Aber in Bukarest erwartet die Nati ein schwieriger Match in einer heissen Atmosphäre. Die Schweiz hat sicher mehr Qualität im Team als Rumänien. Aber sie muss sich im Vergleich zu den letzten Spielen steigern, wenn sie gewinnen will.
Wer siegt?
Die Schweiz setzt sich mit 2:0 durch.