Nach dem Aus in der Gruppenphase an der WM 2018 – unter anderem nach einem 1:2 gegen die Nati – durchlebte Serbien eine zweijährige Durststrecke. Ähnlich erging es der aktuellen Mannschaft von Dragan Stojkovic seit Katar. Bei der WM 2022 führte Serbien gegen die Schweiz erneut, bevor das Team auf schmerzhafte Weise ausschied. Stojkovic und seine Auswahl sind seither nicht mehr dieselben.
Die Popularität des Cheftrainers nahm dramatisch ab, wie die eines Politikers gegen Ende seiner Amtszeit. Seine einst charismatischen Sprüche mutierten zu den immer gleichen Phrasen, die kein Gewicht haben. Seine Entscheidungsfindung wird allenthalben in Frage gestellt. Statt aus den Fehlern in Katar zu lernen, überzeugte sein Team auch auf dem (erfolgreichen) Weg zur EURO 2024 nicht und schlug nur Montenegro und Litauen. Die Offensivleistungen wurden zuletzt immer schlechter, doch die Schwächen in der Defensive blieben bestehen.
Während die Abwehr überzeugte und in drei Spielen nur zwei Gegentore kassierte, ging die neue Stärke auf Kosten des ehemals starken serbischen Angriffsspiels, einst die Identität der Mannschaft.
In Deutschland sorgten die Entscheidungen Stojkovics erneut für Stirnrunzeln. Zwar lieferte die Abwehr ab und kassierte in drei Spielen nur zwei Gegentore. Dafür ging die neue Stärke auf Kosten des ehemals starken serbischen Angriffsspiels, einst die Identität der Mannschaft.
Während des gesamten Turniers war die wachsende Unzufriedenheit innerhalb der Mannschaft zu beobachten. Gegen England setzte Stojkovic Dusan Tadic auf die Bank, der nach dem Spiel öffentlich Kritik am Cheftrainer äusserte. Dusan Vlahovic war frustriert, weil er mit einer defensiveren Rolle vorliebnehmen musste. Sergej Milinkovic-Savics Desinteresse, nachdem er gegen Slowenien von der Bank kam, erzürnte die Fans. Auch die Rollen anderer Spieler wurden hastig von Match zu Match geändert, so dass Stojkovics Serbien keine Ahnung zu haben schien, was es tun sollte.
3 Spiele, 1 Tor
Das letzte EM-Gruppenspiel gegen Dänemark grenzte dann endgültig an Amateurhaftigkeit. Von der Aufstellung mit 4 zentralen Mittelfeldspielern – keiner davon kreativ – bis hin zum Spielende mit 3 Stürmern und nur einem Mittelfeldakteur, ohne dass all diese Stürmer mit Pässen gefüttert wurden.
So überrascht es nicht, dass Serbien kein Tor schiessen konnte und an der EM auch die zweitschlechteste Mannschaft stellte, was die erwarteten Tore angeht. Nur Schottland war in dieser Sparte noch harmloser.
Erneuter Wendepunkt
Zwei Jahre nach dem letzten Aufeinandertreffen könnte die Schweiz nun erneut ein Wendepunkt für Trainer Stojkovic sein. Nach dem EM-Debakel stand er kurz vor der Entlassung, hat den Sturm aber irgendwie überstanden. Jetzt könnte ein Heimsieg am Samstagabend bedeuten, dass «Piksi» Serbien in der Nations League halten kann. Die Hoffnungen sind in der Heimat indes aber so gering wie noch nie seit seinem Amtsantritt.
Und das hat personelle Gründe:
- Tadic trat nach dem EM-Fiasko zurück.
- Aleksandar Mitrovic und Milinkovic-Savic verpassten im September Spiele «aufgrund von Verletzungen», obwohl sie weiterhin regelmässig bei Al Hilal trainierten.
- Vlahovic lässt bereits den 8. Zusammenzug in den letzten 3 Jahren aus. Die Gründe dafür sind verschieden und wurden oft gar nicht genannt.
Im Hinblick auf die im März beginnenden Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft 2026 wäre es gut, wenn die Nationalmannschaft nach dem Spiel gegen die Schweiz ausnahmsweise nicht in ein neues Chaos stürzen würde. Doch Serbien ist von einer neuen Krise nie weit entfernt.