Während bei der Schweizer Nati nach der erfolgreichen EM im Sommer der Herbst-Blues folgte, setzte Deutschland seinen Aufwärtstrend auch im Rahmen der Nations League fort. Die DFB-Elf führt die Gruppe mit den Niederlanden, Ungarn und Bosnien-Herzegowina nach 4 Spieltagen deutlich an. Mit einem Heimsieg gegen Schlusslicht Bosnien-Herzegowina stünde der Gruppensieg bereits fest.
Die Defensive hat daran ihren Beitrag geleistet. Vergleicht man die Gegentor-Bilanzen Deutschlands seit dem Jahr 2018, als der nun gestoppte sportliche Niedergang mit dem frühen WM-Aus in Russland seinen Anfang nahm, schneidet die Nationalmannschaft vor den zwei letzten Länderspielen des Jahres am besten ab. Nur neun Gegentore gab es in den bisher 13 Spielen in diesem Jahr, ein Schnitt von 0,69 Treffern pro Partie.
«Absoluter Tiefpunkt» vor einem Jahr
Nur im Jahr 2021 blieb man mit 0,81 Gegentoren (13 Tore/16 Spiele) im Schnitt auch unter einem kassierten Treffer. Besonders schlecht war die Bilanz im ersten Corona-Jahr 2020 mit 16 Gegentoren in nur acht Spielen. Die gleiche Quote, aber absolut die meisten Gegentore, gab es 2023 (22/11). Auch daran hatte Nagelsmann einen Anteil mit acht Gegentreffern in seinen ersten vier Länderspielen als Bundestrainer.
Nach dem 2:3 gegen die Türkei und dem 0:2 in Österreich vor genau einem Jahr wurden radikale Massnahmen getroffen. Antonio Rüdiger und Jonathan Tah wurden zum ersten Innenverteidiger-Duo ernannt, Mats Hummels seither nie wieder berücksichtigt und Joshua Kimmich rechts in die Viererkette zurückbeordert.
«Es war tatsächlich ein absoluter Tiefpunkt», erinnerte der Münchner an die Stimmung vor einem Jahr. «Der Novemberlehrgang war der schlechteste. Jetzt sind wir auf einem anderen Ausgangsniveau. Es geht darum, das wieder zu zeigen», forderte Nagelsmann.
Deutsche Titelträume
Die neue Stabilität ist ein oft kaum beachteter Schlüsselfaktor für den Aufschwung unter Nagelsmann. Die Weisheit, dass eine gute Offensive Spiele gewinnt, aber eine gute Defensive für Turniererfolge verantwortlich ist, hat offenbar Eingang in die Planungen des Bundestrainers gefunden.
Auch wenn es für den Triumph bei der Heim-EM im Sommer durch das unglückliche 1:2 nach Verlängerung im Viertelfinal gegen Spanien letztlich nicht reichte, die solide Abwehr der DFB-Elf mehrt die Titelhoffnungen für die Nations League 2025 und WM 2026. «Wir wollen uns auf dem höchsten Niveau messen. Wir wollen jeden Wettbewerb gewinnen, an dem wir teilnehmen», sagte Kimmich.