Eine müde Nullnummer am Donnerstagabend gegen Israel offenbarte das aktuell grösste Manko in Frankreichs Nationalmannschaft: Vor dem gegnerischen Tor fehlt die Effizienz.
Gegen Israel erarbeiteten sich «Les Bleus» mehrere hochkarätige Möglichkeiten, das Abschlussverhältnis von 24:3 spricht zudem Bände. In solchen Spielen ist es häufig ein Geistesblitz eines Super-Knipsers, der den Unterschied macht.
Aber dieser Super-Knipser – die Rede ist natürlich von Kylian Mbappé – läuft derzeit nicht für die französische Nationalmannschaft auf. Auch am Sonntagabend gegen Italien im letzten Gruppenspiel der Nations League wird der 25-Jährige dem Rasen in Mailand fernbleiben.
Wie fit ist Mbappé mental?
Frankreich-Coach Didier Deschamps stellte nach dem 0:0 gegen Israel im Stade de France klar, dass es sich bei Mbappés Absenz nicht um eine Sanktionierung handelt. Der 56-jährige liess durchblicken, dass der Real-Madrid-Spieler mental angeschlagen sei: «Jeder hat das Recht, eine schwere Zeit durchzumachen, es gibt den physischen und den psychologischen Aspekt.»
In Anbetracht von Mbappés bisherigem Saisonverlauf ist dies nicht verwunderlich. Seit seinem Wechsel von PSG in die spanische Hauptstadt läuft es für ihn persönlich weder auf noch neben dem Platz:
- Seine Leistungen bei Real Madrid stehen in der Kritik. Er wirke verkrampft und häufig wie ein Fremdkörper im Angriffsspiel der «Königlichen». Gross war die Schmach vor allem nach dem «Clasico» gegen Barcelona (0:4), bei dem Mbappé auf ganzer Linie enttäuschte – und nebenbei acht Mal im Abseits stand.
- In Schweden wird er mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert. Mbappé betitelte entsprechende Medienberichte als «Fake News». «Er weiss, dass er sich absolut nichts vorzuwerfen hat», sagte seine Anwältin Marie-Alix Canu-Bernard dem Sender TF1.
- Mit seinem früheren Arbeitgeber Paris Saint-Germain befindet sich Mbappé wegen ausgebliebener Gehaltszahlungen im Rechtsstreit. Zwar hat der Weltmeister von 2018 vor dem Sportgericht des französischen Liga-Verbands Recht bekommen, PSG weigert sich dennoch, die ausstehenden 55 Mio. Euro an Mbappé zu überweisen.
Und so bringt es Deschamps auf den Punkt, wenn er sagt. «Er macht eine Phase in seiner Karriere durch, die nicht die glücklichste ist.» Deutlicher wird die französische Sportzeitung L'Equipe, die schreibt: «Mbappé ist emotional am Boden zerstört.»
Der Fokus am Sonntagabend im San Siro wird auf dem Rasen auf andere gerichtet sein, Mbappé dürfte Fussball-Frankreich wohl noch die eine oder andere Sorgenfalte auf die Stirn treiben.