Dem Profi-Dasein hat Stephan Andrist mit dem Abschied aus Chiasso im Frühjahr 2021 den Rücken gekehrt, nicht aber dem Fussball im Allgemeinen. Der Berner übt sein Hobby im Amateur-Bereich aus, spielte während eineinhalb Jahren in der 1. Liga bei Köniz, ehe auf diese Saison hin der Wechsel zum Ligakonkurrenten Schötz erfolgte.
Gerade rechtzeitig fit für Cup-Kracher
Den Meisterschaftsauftakt verpasste Andrist aufgrund eines Innenbandrisses im Knie. Am vergangenen Wochenende gab der mittlerweile 34-Jährige beim 0:2 gegen Delémont mit einem Teileinsatz sein Comeback. Das Timing könnte kaum besser sein, denn am Samstag empfängt Schötz auf der heimischen Anlage Wissenhusen den FC Luzern zum 1/32-Final im Cup.
Vor 11 Jahren, damals im Dress des FC Basel, schenkte Andrist Schötz im Cup 2 Tore ein. Ganz vergessen ist das im Wiggertal noch nicht: «Mein aktueller Trainer konnte sich noch gut daran erinnern», schmunzelt der damalige Doppeltorschütze.
Andrist, der zwischen 2012 und 2013 in 25 Partien das FCL-Trikot trug, blickt mit grosser Vorfreude auf das Duell mit dem Superligisten voraus. «Es wird ein grosses Fest werden, die Fans fiebern diesem Spiel schon seit der Auslosung entgegen», erzählt der Offensivmann im Interview mit SRF Sport.
Über die sportliche Ausgangslage will sich Andrist nicht zu grosse Gedanken machen. «Wenn jeder 100 Prozent gibt und alles reinwirft, sehen wir mal, wohin das reicht». Dann fügt er aber doch noch an: «Cup-Spiele haben ihre eigenen Gesetze. Man weiss nie, was passiert».
Nur eine Plattitüde? Mitnichten, denn Andrist kennt sich mit Cup-Sensationen aus. Vor 2 Jahren stiess der ehemalige Schweizer Junioren-Internationale mit dem deutschen Regionalligisten Saarbrücken (vierthöchste Liga) bis in den Halbfinal des DFB-Pokals vor – etwas, das vor Saarbrücken keinem anderen Verein aus der Regionalliga geglückt war.
Keine Reue, nur Dankbarkeit
Den Coup im DFB-Pokal bezeichnet Andrist als eines der grössten Highlights seiner Karriere. Zu den Gratulanten nach dem Halbfinal-Einzug zählte auch Xherdan Shaqiri. «Das hat mich sehr gefreut», schildert Andrist, der zwischen 2011 und 2014 mit Basel 3 Mal Meister wurde und einen Cup-Sieg feiern konnte. Neben Shaqiri stand Andrist während seiner FCB-Zeit unter anderem auch mit dem heutigen Weltstar Mohamed Salah auf dem Platz. Zeiten, auf die der Berner mit grossem Stolz zurückblickt.
Obschon Andrists Karriere in der Folge bei weitem nicht so steil verlief wie jene von Salah oder Shaqiri, bereut der Flügelspieler keine seiner Entscheidungen. Auch den Wechsel von Superligist Aarau in die 3. Liga Deutschlands zu Hansa Rostock im Jahr 2015 würde er nicht rückgängig machen, obschon dieser Entschluss zu diesem Zeitpunkt wenig plausibel erschien. «Mein Ziel war es immer, einmal im Ausland zu spielen. Als Rostock mir diese Chance bot, wollte ich es probieren. Schlussendlich war ich 5 Jahre in Deutschland», erklärt Andrist.
Zurück in die Gegenwart, wo sich Andrist am Wochenende mit dem unterklassigen Schötz aufmacht, dem Oberklassigen Luzern ein Bein zu stellen. Und dann, wie geht es weiter? «Solange ich den Ehrgeiz habe und den Jungen noch davonrennen kann, will ich weitermachen.»