«Tre, tre, tre»: Mattia Croci-Torti schreit mehrmals auf Italienisch «Drei», streckt dazu drei Finger in die Luft und ballt die Fäuste. Diese Szene spielte sich nach dem gewonnenen Cup-Halbfinal gegen Sion vor der Fankurve der Tessiner ab. Und sie symbolisiert die Leidenschaft des Lugano-Trainers perfekt.
In meinen 11 Jahren bei Lugano hatte ich 16 Trainer, aber ich habe noch nie echte Menschen wie Croci-Torti gesehen.
Croci-Torti ist in der Deutschschweiz für sein «Käppi» und seine grossen Emotionen bekannt. Sein Elan, seine Leidenschaft für den Fussball scheinen grenzenlos. So sagte etwa der ehemalige Lugano-Präsident Angelo Renzetti gegenüber RSI: «Sein grösstes Talent ist seine Leidenschaft für den Fussball. In meinen 11 Jahren bei Lugano hatte ich 16 Trainer, aber ich habe noch nie echte Menschen wie Croci-Torti gesehen. Er ist genau das, was man von aussen sieht, und das mögen die Leute und die Spieler sehr.»
Das bringt es auf den Punkt, denn die Passion ist nur eine der vielen Facetten des 42-jährigen Croci-Torti, der die Luganesi zum 3. Mal in Serie in den Final des Schweizer Cups führte. Der Tessiner, der in seiner Trainerkarriere mit Balerna, Mendrisio und nun Lugano nur Klubs aus der italienischsprachigen Schweiz gecoacht hat, ist im Süden der Schweiz längst zu einer Institution geworden.
Aus dem Schatten grosser Trainer getreten
«Crus», wie er im Tessin liebevoll genannt wird, ist das Gesicht der erfolgreichen Gegenwart Luganos, das auch schon schwierige Jahre durchgemacht hat. Kurz nach dem Einstieg des amerikanischen Milliardärs Joe Mansueto im Herbst 2021 wurde Abel Braga entlassen. Croci-Torti, bis dahin wie so oft in seiner Karriere Assistent, wurde zum Interimscoach.
Nach 5 Spielen stieg der einstige «Lehrling» von Trainern wie Gianluca Zambrotta, Marco Schällibaum, Pierluigi Tami oder Maurizio Jacobacci zum Chefcoach auf. Und sein Erfolg lässt sich sehen. Er gewann mit Lugano 15 von 16 Cupspielen (Finalniederlage im Vorjahr gegen YB), dazu kommen Spitzenplätze in der Meisterschaft.
Die starken Leistungen des Inter-Mailand-Fans sind auch in der Serie A Thema, so soll zuletzt Bologna an Croci-Torti Interesse gezeigt haben. Doch das ist Zukunftsmusik. In der Gegenwart möchte Croci-Torti mit Lugano den Cupfinal gegen Servette gewinnen. Damit würde er noch mehr an seinem Vermächtnis in der Südschweiz arbeiten. Doch seine Beliebtheit im Tessin scheint schon jetzt unvergleichlich.
Immense Beliebtheit im Tessin
Das beweist auch ein Porträt im Corriere del Ticino. Der Autor schwärmt, wie Croci-Torti in einer Bar beim Treffen von allen angelächelt, gegrüsst und umarmt wird – und er dies erwidert. Und er wendet sich direkt an den empathischen Coach: «Lieber Crus, wenn wir uns für diesen Artikel in der üblichen Bar wiederfinden, dann vielleicht für den dritten Final in Folge [...] – aber diese Art, wie die Leute dich grüssen, dieses Lächeln, das ist mehr, das ist etwas anderes.»
Sicher ist schon jetzt: Das ganze Tessin wird am Sonntag nach Bern schauen und darauf hoffen, dass Croci-Torti mit der ihm eigenen Art nach einem Sieg gegen Servette in die Fankurve der Luganesi stürmen und seinen Sieg mit den Anhängern teilen kann.