Der Freitag muss für die Fans des FC Sion wohl einer der schönsten Tage seit langem gewesen sein. Zuerst wurde die Trennung von Mario Balotelli offiziell bekanntgegeben, am Abend folgte dann der 3:0-Sieg im Cup gegen GC. Es war ein Spiel, in dem der Klassenunterschied nie zu sehen war und der Erfolg der Sittener kaum gefährdet war – der Challenge-League-Vertreter liess den oberklassigen Klub alt aussehen.
Überhaupt ist der FC Sion im Vergleich zur letzten Saison nicht mehr wiederzuerkennen. Noch ungeschlagen führen die Walliser das Klassement der Challenge League an. Woher dieser Aufschwung kommt, ist für Verteidiger Reto Ziegler klar: «Wir sind endlich wieder eine Mannschaft. Wir greifen zusammen an und vor allem verteidigen wir auch zusammen.»
Lob für Sorgic
Dabei streicht der Captain auch speziell Stürmer Dejan Sorgic heraus. Mit zwei Toren war der 34-Jährige gegen die Grasshoppers der Matchwinner. «Sorgic bringt so viel Energie – das ist das, was uns in den letzten Monaten gefehlt hat», erklärte Ziegler.
Sorgic war nämlich erst auf diese Saison hin zum FC Sion gestossen. Wie es in der letzten Saison im Team ausgesehen hat, konnte der Stürmer deshalb nicht kommentieren. Aber er sagte: «Ich weiss, dass wir jetzt eine Mannschaft sind. Wir haben einen guten Zusammenhalt. Auf und neben dem Platz.»
Der Teamgedanke wird bei den Sittenern also gross geschrieben. Wohl auch, weil das Kader auf diese Saison hin besser zusammengestellt wurde als noch in den vergangenen Jahren. Mit einer Ausnahme spielten alle Neuzugänge bereits zuvor in der Schweiz und kannten daher den hiesigen Fussball.
Gegenteilige Gefühlslage bei GC
Ganz anders sieht die Situation bei den Grasshoppers aus. Neben drei Leihspielern (zwei von Wolverhampton, einer von Basel) wechselten elf weitere neue Akteure aus neun unterschiedlichen Ländern nach Zürich. Eine zusammengewürfelte Truppe, die sich erst finden muss – in der bisherigen Saison aber auf der ganzen Linie enttäuscht.
«Wir haben die Basics nicht gemacht und kein Herz gezeigt», resümierte GC-Goalie Manuel Kuttin, der den Verein übrigens im Januar verlassen hatte und im Juli erneut verpflichtet wurde.
Weil auch der neue Trainer Bruno Berner noch nicht der erwünschte Heilsbringer für den Rekordmeister ist, steht eine schwierige Spielzeit bevor. Die Parallelen zur Abstiegssaison 2018/19 sind frappant. Auch damals wurden wild Spieler verpflichtet, ein Mannschaftsgedanke kam nie auf – was schliesslich im ersten Abstieg seit 67 Jahren mündete.