Für die wartenden Fans muss es sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben, bis der Bus mit dem FC Lugano an Bord endlich bei der Piazza Riforma eintraf. Die Stadt Lugano hatte nach dem Cup-Triumph der Tessiner extra dafür gesorgt, dass gewisse Busse bis nach Mitternacht verkehren.
Gegen 22:30 Uhr war es dann endlich soweit. Die Lugano-Spieler und der Staff trafen beim Rathaus ein, auf dessen Balkon im Anschluss unter tosendem Applaus tausender Fans die Cup-Trophäe präsentiert wurde. Die spontane Party dauerte bis in die frühen Morgenstunden.
Eine Initialzündung im richtigen Moment?
Die Rahmenbedingungen des FC Lugano haben sich zuletzt signifikant verbessert: Im letzten November wurde der Bau eines neuen Stadions beschlossen, kurz darauf stiegen amerikanische Investoren ein. Im Tessin hofft man deshalb auch, dass der Cup-Sieg eine Art Initialzündung genau zum richtigen Zeitpunkt war:
La Regione Ticino: «Die ideale Übergabe zwischen dem Lugano, das war, und dem, das sein wird. [...] Eine Belohnung für die Arbeit, die Angelo Renzetti in den letzten zehn Jahren geleistet hat, und der Beginn eines neuen Zyklus, der für Joe Mansueto, Martin Blaser und seine Kumpels keinen besseren Anfang haben könnte. Eine Trophäe, auf der die Führung eine hoffentlich bessere Zukunft aufbauen kann, in der dieser Pokal der Ausgangspunkt, aber sicher nicht das Ziel ist.»
NZZ – «Ein Kanton wird Cup-Sieger», titelte die Neue Zürcher Zeitung. Nicht nur der FC Lugano koche, sondern der ganze südliche Teil der Schweiz. «Es ist ein Lebenszeichen, ein Statement, mitten im Stadion der Bundeshauptstadt.» Der Kontrast zum Liga-Alltag der Luganesi sei markant. «Im Schnitt begrüssen die Luganesi in ihren Heimspielen nicht einmal 3000 Personen, sie sind in fremdländischer Hand und spielen in ihrem Cornaredo-Stadion jeweils schier unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Deshalb hat der Cupfinal in Bern etwas Bizarres», schreibt die NZZ weiter.
CH Media – «Ein guter Tag für den Schweizer Cup»: Die Zeitungen von CH Media hoben ganz allgemein die gute Stimmung im Rahmen des Cup-Finals hervor. «Ein guter Tag für den Wettbewerb. Im Wankdorf sitzen 28'500 Menschen aus dem Tessin und St. Gallen, ausverkauftes Haus, und die Stimmung: Ziemlich lange ziemlich elektrisierend.»
Viel Lob gab es zusätzlich für Mattia Croci-Torti: «Der 40-Jährige teilt mit seinem St. Galler Gegenüber Peter Zeidler die Emotionalität. Taktisch hat er ihm in diesem Final einiges voraus. [...] Die Tessiner verdichten das Spiel vor dem eigenen Strafraum so geschickt, dass der Gegner sich dort immer wieder verheddert.»
Tagesanzeiger – «Luganos Stich ins grün-weisse Herz», lautete die Schlagzeile des Tagesanzeigers, in dessen Kommentar von «einem von Anfang bis Ende reifen Auftritt» gesprochen wird. «Sie überzeugen in allen Belangen, mit ihrer Robustheit, ihrer taktischen Abgeklärtheit und schliesslich ihrer Konterstärke.»
Während die Tessiner für ihren Auftritt in Bern viel Anerkennung bekommen, ist in der Ostschweiz Wunden lecken angesagt. Zwei verlorene Cupfinals in Serie. Zweimal gegen einen nicht klar favorisierten Gegner. Zweimal war St. Gallen letztlich chancenlos.
St. Galler Tagblatt – «Wieder ein Tränenmeer»: Auf eine fast philosophische Art sucht man in der Ostschweiz nach Erklärungen für die neuerliche schmerzhafte Final-Niederlage. «Von einem Traum, der so gross war, dass er nicht platzen durfte – und vielleicht genau deshalb geplatzt ist».
Neben der grossen Enttäuschung macht sich in den Zeilen im St. Galler Tagblatt auch eine gewisse Frustration bemerkbar. «Der Wankdorf-Fluch, der Cupfinal-Fluch, der ‹Im-wichtigsten-Moment-nicht-bereit›-Fluch: Man kann es nennen, wie man es will.»