Wenn am Donnerstag YB in Sitten zum Cup-Viertelfinal antritt, stehen sich die Leader der Super und der Challenge League gegenüber. Beim Unterklassigen wittert man den grossen Coup.
Nach hohen Siegen wirken Trainer oft als Ruhepole, die zur Bescheidenheit mahnen. Nicht so Didier Tholot. Als seine Spieler am Freitag das 4:0 gegen Schaffhausen feierten, sagte der Sion-Coach gegenüber dem Nouvelliste, dass er die Euphorie nicht bremsen wolle. «Ich möchte, dass meine Spieler ambitioniert ins Duell mit YB gehen.»
Die Mannschaft ist schon am Mittwoch aus dem gewohnten Alltag ausgebrochen: In Leuk schwor Tholot seine Mannen auf die Partie am Donnerstagabend ein.
Reif für die Überraschung?
Das Team des 59-Jährigen eilt derzeit von Erfolg zu Erfolg. Entweder in souveräner Manier wie beim 4:0 in Schaffhausen oder – wenn nötig – mit viel Moral. Wie beispielsweise in der Woche davor, als die Walliser in Vaduz einen 0:1-Rückstand mit Toren in der 86. und 94. Minute in einen 2:1-Sieg verwandelten.
Tholot attestiert seiner Mannschaft nach dem sechsten Sieg in Folge viel Reife. Aber ist sie auch reif genug, um gegen den ganz grossen Gegner zu bestehen?
Tholots Erinnerungen an 2009
Der Titelverteidiger aus Bern bleibt trotz der Pleite im Super-League-Spitzenspiel gegen Servette und des Aus im Europa-League-Playoff gegen Sporting Lissabon der klare Favorit. Von den letzten 30 Pflichtspielen gegen Sion hat YB deren 25 gewonnen (drei Unentschieden), darunter auch den Cup-Halbfinal im August 2020.
Wir haben eine kleine Chance. Es liegt an uns, sie zu nutzen.
Dass sie in grossen Partien gegen die Young Boys über sich hinauswachsen können, haben die Walliser jedoch schon mehrmals bewiesen. So hiess der Sieger der bisher vier Cupfinals zwischen den beiden Teams immer Sion. Das weiss natürlich auch der französische Trainer, der beim bisher letzten Finalduell vor 15 Jahren an der Seitenlinie der Sittener stand. Damals gelang es seinem Team, im Wankdorf einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg zu verwandeln.
Nun tritt man im heimischen Tourbillon an, es kündigt sich zum ersten Mal seit langem wieder einmal ein wahres Fussballfest im Wallis an. «Wir haben eine kleine Chance», sagt Tholot, der 2015 den zweiten Cup-Titel mit Sion feiern konnte. «Es liegt an uns, sie zu nutzen.»