Am Sonntag ging im Wankdorf eine beeindruckende Serie zu Ende: 34 Partien hatte YB in der Super League zuhause nicht mehr verloren. Gegen Servette musste das Team von Trainer Raphael Wicky erstmals seit dem 19. März 2022 wieder als Verlierer vom Platz. Statt 10 Punkte vor den Genfern liegt YB nun nur noch 4 Zähler vor dem ersten Verfolger.
YB und die stetigen Nebengeräusche
Damit hat «Gelb-Schwarz» selbst dafür gesorgt, dass im Meisterrennen wieder Spannung aufgekommen und im Umfeld des Klubs keine Ruhe eingekehrt ist. Nebengeräusche begleiten die Young Boys schon seit Monaten, obwohl sportlich eigentlich immer (noch) alles nach Plan läuft.
Sind nach 5 Meistertiteln in 6 Jahren die Erwartungen in der Hauptstadt zu hoch? Zwar stellt YB in der Super League die beste Offensive und die beste Defensive. Doch zu wenig Spektakel zeige der Liga-Primus, so lautet die Kritik.
Penalty-Zoff und ein lachender Ersatzgoalie
Neu kamen zuletzt atmosphärische Störungen dazu. Der Abgang von Stürmer Jean-Pierre Nsame ging mit viel Klamauk über die Bühne. Der Streit des Kameruners mit der Klub-Führung wurde öffentlich, was so gar nicht zum YB im Erfolgsmodus passt.
Die Berner Zeitung macht nun sogar Risse im Team aus. So habe Ersatzgoalie Anthony Racioppi nach dem Spiel in den Katakomben mit Servette-Stürmer Jérémy Guillemenot lachend Pizza gegessen. Zuvor war YB-Goalie David von Ballmoos wütend in Richtung Kabine gestapft. Dass YB keine Wohlfühloase mehr ist, machte spätestens die Episode um Silvère Ganvoula deutlich. Coach Wicky rügte den Stürmer, weil er in Lissabon die Penalty-Hierarchie missachtet hatte.
Viele Verletzte und gewichtige Abgänge
Das Out in der Europa League gegen das spielstarke Sporting Lissabon musste man zwar einkalkulieren. Es gibt aber durchaus Anzeichen für eine Mini-Krise bei YB. Dass in den letzten Wochen ein Substanz-Verlust festzumachen ist, lässt sich nicht wegdiskutieren. Zum einen beklagte YB Verletzungspech (so fehlen mit Filip Ugrinic und Loris Benito zwei Leistungsträger), zum anderen liess man Ulisses Garcia und den besagten Nsame im Winter ziehen. Nun müssen andere wie Lukasz Lakomy oder Noah Persson ihr Potenzial abrufen. Und die Afrika-Cup-Rückkehrer Meschack Elia und Mohamed Camara wieder auf Touren kommen.
Hoffnung dürfte Coach Wicky, dessen Zukunft weiter ungeklärt ist, die Reaktion nach dem 1:3 gegen den FCZ im November geben. Danach gewann YB das Champions-League-Spiel gegen Roter Stern Belgrad zuhause 2:0 und sicherte sich damit das europäische Überwintern. Gestalten die Berner die schwierigen Aufgaben in dieser Woche erfolgreich, so dürfte wieder etwas Ruhe einkehren. Am Donnerstag wartet der Cup-Viertelfinal im Tourbillon gegen Sion auf YB, am Sonntag der Gang in den Letzigrund zum FCZ.