Donnerstagnachmittag, kurz vor 17 Uhr. Fabian Frei ist auf dem Weg ins Training. Also nicht in jenes des FC Winterthur, sondern in jenes mit «meinen Jungs», wie er die C-Junioren des FC Frauenfeld nennt. Es ist ein Herzensprojekt für den gebürtigen Frauenfelder, der vor zwei Jahren in seine Heimat zurückgekehrt ist. Zurück zu den Wurzeln ging es für ihn auch sportlich. Anfang Herbst verliess er den FC Basel auf den letzten Drücker und kehrte zum FC Winterthur zurück, von wo er 2004 auszog, um die Fussballwelt zu erobern.
«Ein Kulturschock» sei es nicht gewesen, verrät er gegenüber Keystone-SDA. «Aber es ist schon so, dass Welten aufeinanderprallen. Auf der Schützenwiese ist die Zeit stehen geblieben.» Dies sei aber keineswegs negativ zu verstehen. So sei vieles noch wie bei Freis Abgang vor 20 Jahren. Etwa Infrastruktur und teilweise gar das Personal – wie etwa Dario Zuffi. Frei gefällt dieses beschauliche. Sowieso, in der Schweiz kamen für ihn nur die beiden Ex-Klubs in Frage. Doch im Gegensatz zu «Winti» habe St. Gallens Philosophie gegen einen Wechsel gesprochen.
Wenn einer kommt und dir 10 Millionen gibt, kommst du sicher ins Grübeln. Ich bin froh, kam kein solches Angebot.
Und ein hochdotierter Transfer ins Ausland, wie beispielsweise nach Saudi-Arabien? «Moral ist wichtig, keine Frage. Und Saudi-Arabien ist ein heikles Thema. Aber wenn einer kommt und dir 10 Millionen gibt, kommst du sicher ins Grübeln. Ich bin froh, kam kein solches Angebot.»
Also ist das Sportliche im Vordergrund. Und dort stehen die Zeichen aktuell auf Abstiegskampf. Vor allem das 1:6 in der vorletzten Runde zuhause gegen Basel kam einer Bankrotterklärung gleich. Frei und Luca Zuffi wurden im defensiven Mittelfeld Mal um Mal überrannt. Einen Spieltag später klappte es beim 2:2 in der St. Galler Nebelsuppe schon deutlich besser – mit Frei auf Linksaussen und Zuffi auf der Bank.
Schlussendlich ist es kein Wunschkonzert. Ich spüre keinen Groll.
Am Samstag kehrt der 35-Jährige erstmals wieder in den St. Jakob-Park zurück. Wie stellt er sich den Empfang vor? «Kann sein, dass es sehr speziell wird, vielleicht aber auch nicht. Ich habe keine Erwartungen. Ein Pfeifkonzert gegen meine Person würde mich aber ehrlich gesagt schon treffen, damit hätte ich Mühe.» Der Abschied in Basel von Rekordspieler Frei (543 Partien) nach fünf Meistertiteln und drei Cupsiegen wurde vielerseits als unwürdig abgestempelt.
Frei selber meint dazu: «Da muss ich nicht drum herumreden: Es war kein Abschied, wie ich ihn mir gewünscht habe. Schlussendlich ist es kein Wunschkonzert. Ich spüre keinen Groll.» Immerhin hat er es nun selbst in den Füssen, statt dem perfekten Abschied die perfekte Rückkehr zu feiern.