Am Anfang steht ein Interview des FC-Luzern-Mehrheitsaktionärs Bernhard Alpstaeg mit dem SonntagsBlick, das zahlreiche Fragen aufwirft. Knapp 4 Monate später dominieren inmitten scheinbar unüberwindbarer Gräben die Fragezeichen. Es sind Grundsatzthemen: Wie weiter mit dem FCL? Ist gar seine Existenz bedroht? Und wem gehört er denn nun?
Mir stehen 52 Prozent zu. Die will ich, die muss mir keiner wegnehmen.
Letztere Frage ist Stand jetzt nicht mehr wie vor der GV vom 21. Dezember mit «Alpstaeg» zu beantworten. In Folge einer Anzeige schrumpften seine Anteile von 52 auf 27 Prozent. Der 77-Jährige weist die Vorwürfe des FCL-Verwaltungsrats um Josef Bieri entschieden zurück und nimmt dies freilich nicht so hin. Notfalls gehe er durch sämtliche Instanzen, betonte Alpstaeg im «Sportpanorama». Dies sei für ihn «ein Muss».
Seit der aufsehenerregenden GV herrscht Funkstille zwischen Alpstaeg und dem VR. Hingegen tauschte er sich mit Fan-Vertretern des FCL aus. Wenig erfolgreich, wie der Sprecher der Fan-Protestbewegung «Zäme meh als 52%», Henrik Belden, erklärt: «Wir liegen inhaltlich weit auseinander. Wir wollen von diesem Mehrheitsaktionär-Modell weg.» Der Patron hingegen mag davon auf keinen Fall abrücken.
Die Fan-Vertreter hätten Alpstaeg einen Ausweg angeboten, «um sauber aus der Sache herauszukommen» und in der Folge die Anzeige zurückzuziehen: die Übernahme des Aktienpakets für eine halbe Million Franken. Also denselben Preis, den Alpstaeg damals an Ehrenpräsident Walter Stierli überwiesen hatte. Dazu kommt es laut Alpstaeg wohl kaum: «Mir stehen 52 Prozent zu. Die will ich, die muss mir keiner wegnehmen.»
Eine Zusammenarbeit mit dem VR schliesst er mittlerweile nicht mehr komplett aus. Gegenüber SRF klingt das wie folgt: «Ich könnte mir vorstellen, mit Verwaltungsrat Laurent Prince weiterzuarbeiten. Nicht aber mit Herrn Wolf, Frau Engelberger oder Herrn Bieri.»
Alpstaeg wirft dem VR Misswirtschaft vor
Die Kommunikationsstrategie Alpstaegs hat sich mittlerweile geändert. Im Kreuzfeuer seiner Kritik stehen nicht mehr vermeintliche Mangelleistungen der sportlichen Abteilungen, sondern angebliche Misswirtschaft im Verwaltungsrat. Weil dieser ihn nicht in die Finanzbücher blicken lasse, habe der Swisspor-Patron die Zahlungen an den FCL eingestellt.
Ein Vorwurf, den der VR wiederum dementiert. Man habe Alpstaeg «mehrfach angeboten, den Klub einer finanziellen Prüfung zu unterziehen» und ihn «bei finanziellen Entscheidungen von entscheidender Tragweite auch jederzeit informiert».
Das Resultat bleibt offen
Im Hintergrund dieser Posse arbeitet der Fussballklub am Lizenzantrag für nächste Saison. Da die Alpstaeg-Zahlungen bekanntlich eingestellt wurden, sind dafür nun andere Garantiegeber gefragt. Neben dem anderen Grossaktionär Josef Bieri kommen auch weitere Financiers aus dem Grossraum Luzern in Frage, die dem Vernehmen nach willens wären.
Der FC Luzern, er ist für Juristen mittlerweile mindestens so spannend wie für Fussballfans. Das Resultat dieses Tauziehens um den Klub bleibt offen – und das könnte noch eine ganze Weile so bleiben.