Die Ausgangslage birgt nicht nur Brisanz, sondern durchaus eine gewisse Ironie. Nach einer ausserordentlichen Rückrunde, die in der Europa-League-Qualifikation gipfelte, brach Paolo Tramezzani seine Zelte in Lugano ab. Er hatte sich mit dem Klubboss überworfen. Aus einem laufenden Vertrag heraus wechselte der Italiener an die Seitenlinie zu Ligakonkurrent Sion.
Und nun soll ausgerechnet der FC Lugano dem 47-Jährigen den Kopf beziehungsweise den Job retten. Christian Constantin hat seinem erfolglosen Trainer ein Ultimatum gestellt. 3 Spiele definierte er als Galgenfrist. Doch wer den Walliser Präsidenten kennt, weiss, dass Tramezzani wohl nur ein Erfolg am Donnerstag im Tessin weiterhilft.
Der Blick in den Spiegel
Mit dem frühen Scheitern im Schweizer Cup am Promotion-League-Vertreter Lausanne-Ouchy brauchte der neue Sion-Coach seinen Kredit so gut wie auf. Constantin fand die Niederlage schlimm – und die Art und Weise, wie diese zustande gekommen war, noch viel schlimmer. So musste er eingestehen: «Der Gegner hat den Sieg komplett verdient.»
Im Walliser Bote liess er die Ankündigung folgen: «Wenn jetzt keine Besserung auftritt, muss ich einen radikalen Schritt machen.»
In der Pflicht stehen nebst dem Trainer auch die Spieler. Stellvertretend für seine Teamkollegen verlangt Kévin Constant etwa: «Jeder muss in den Spiegel schauen und sich fragen, was er dazu beitragen kann, um die aktuelle Situation zu verändern.»
Der Schweigsame
Und was sagt der Mann, der die Wende herbeiführen muss? Tramezzani schweigt vor der delikaten Affiche gegen Lugano, bei der zuletzt 5 Mal in Folge das Heimteam reüssierte, eisern. Schliesslich bringen ihn nicht Worte, sondern ausschliesslich Taten weiter.
Sendebezug: SRF 1, «sportaktuell», 16.09.2017 22:20 Uhr