Nach der Entlassung von Raphael Wicky sprach Sportchef Steve von Bergen davon, dass «YB in den letzten Wochen seine DNA verloren» hätte. So erstaunt es nicht, dass mit Joël Magnin einer als Interims-Trainer vorgestellt wurde, der die YB-DNA im Blut hat. Denn der 52-Jährige blickt auf fast 20 Jahre bei den Young Boys zurück. Die ersten fünf noch als Spieler, danach als Nachwuchstrainer. Unterbrochen wurde Magnins YB-Zeit nur durch kurze Abstecher zu Xamax und zum FCZ.
Seit dieser Woche leitet Magnin die Trainings beim amtierenden Schweizer Meister, am Sonntag steht der erste Ernstkampf gegen Basel an. Die Partie im Wankdorf ist längst ausverkauft. «Wir haben in dieser Woche intensiv an unserer Spielidee gearbeitet. Wir müssen auf uns schauen, der Gegner interessiert uns aktuell weniger», sagte Magnin am Freitag im Anschluss an eine Trainingseinheit, bei der Medienvertreter zugelassen waren.
Ich bin überzeugt, dass wir das alle zusammen schaffen.
Er habe nicht lange überlegen müssen, nachdem er von der YB-Führung angefragt worden sei, erklärte Magnin: «Für mich war sofort klar, dass ich helfen will, und ich freue mich sehr, diese Aufgabe zu meistern.» Die Mannschaft habe seit seinem Arbeitsbeginn am Montag «voll mitgezogen», so Magnin. Aber: «Es ist klar, dass das Selbstvertrauen aktuell nicht auf dem höchsten Level ist.»
Magnin steht vor einer schwierigen Mission. Er hat einen verunsicherten Tabellenführer übernommen für den nach den erfolgreichen letzten Jahren nur der Meistertitel gut genug ist. Hat er Respekt vor dieser Aufgabe? «Vor allem habe ich Selbstvertrauen. Ich traue mir das zu. Ich bin überzeugt, dass wir das alle zusammen schaffen.» Man werde alles dafür tun, den Titel zu verteidigen.
Dynamik, Energie und Inputs
Für Goalie David von Ballmoos sind Trainings unter Magnin nicht neu. Der 29-Jährige hat schon im Nachwuchs unter dem Wicky-Nachfolger gespielt. «Er hat frischen Wind reingebracht. Das war auch wichtig, dass sich sogleich eine neue Dynamik entwickeln konnte», erklärte der YB-Schlussmann.
Fabian Lustenberger kennt sich mit Trainerwechseln aus. Alleine während seiner 12-jährigen Zeit bei Hertha BSC Berlin wechselte der Coach der 1. Mannschaft 9 Mal. Magnin ist nun bei den Young Boys auch bereits sein fünfter Trainer (seit 2019). «Er bringt neue Energie und neue Inputs in die Trainings. Mein erster Eindruck ist positiv», gab der 35-Jährige zu Protokoll.
Magnins Cheftrainer-Premiere wird ausgerechnet gegen Basel sein. Ausgerechnet deshalb, weil YB und der FCB nicht nur 13 der letzten 14 Meistertitel gewonnen haben, sondern beide auch kriseln und einen Sieg brauchen. «Wir werden am Sonntag alles in die Waagschale werfen», versprach Lustenberger.