Christian Gross hat genug. Im «sportpanorama» gab der Zürcher am Sonntagabend seinen Rücktritt vom Trainer-Business bekannt: «Ich habe mich entschieden, dass ich grundsätzlich aufhöre mit dem Coaching – dass ich nicht mehr auf den Platz gehe.»
So bleibt Al-Ahli der letzte Verein, den Gross gecoacht hat. Bei seinem insgesamt 3. Engagement beim saudischen Klub war der 65-Jährige am 21. Februar entlassen worden.
Eine Hintertür lässt der Erfolgstrainer aber trotz Rücktritts-Erklärung offen. «Sag niemals nie», meint Gross. «Wenn, dann würde es ein Engagement im Ausland geben. Ich will es nicht definitiv ausschliessen.»
6 Mal Schweizer Meister
Mit Gross sagt der erfolgreichste Schweizer Klubtrainer adieu. Der Polizisten-Sohn aus Zürich-Höngg gewann in seiner 32-jährigen Laufbahn nicht weniger als 15 Titel – die meisten davon in der Schweiz.
Mit den Grasshoppers (1995, 1996) und dem FC Basel (2002, 2004, 2005, 2008) holte Gross 6 Mal den Meisterpokal. Erfolgreicher in der höchsten Schweizer Liga waren nur der Österreicher Karl Rappan und der Deutsche (und seit 1980 auch Schweizer) Helmut Benthaus mit je 7 Titeln.
Daneben holte Gross mit GC und Basel 5 Mal den Cup und schaffte 4 Mal den Einzug in die Champions League. Der Zürcher wurde gleich 9 Mal zum Schweizer Trainer des Jahres gewählt – einsamer Rekord.
Pokale in Saudi-Arabien und Ägypten
Auch im Ausland war Gross erfolgreich: Mit Al-Ahli gewann er einmal die saudische Meisterschaft (2016) und zwei verschiedene Cup-Titel. Und während seinem kurzen Engagement in Ägypten entschied Gross mit dem Zamalek SC den Confederation Cup, das afrikanische Pendant zur Europa League, für sich (2019).
Auch Entlassungen gab es
Trotz dieses Erfolges wurde Gross in Ägypten nach knapp einem Jahr entlassen. Das gleiche Schicksal war ihm nach einer vergleichbaren Zeitspanne auch bei Tottenham (1998), dem VfB Stuttgart (2010) und den Young Boys (2012) widerfahren.
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Bild 1 von 8. Die Anfänge. Christian Gross (Nummer 5) begann seine Spielerkarriere 1972 bei GC, unter anderem als Mitspieler von Günther Netzer. Es folgten Wechsel zu Lausanne und Xamax. Bildquelle: Freshfocus.
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Bild 2 von 8. Sprung in die Bundesliga. 1980 zog es ihn für eine Saison zum VfL Bochum in die Bundesliga. Im Anschluss sollte er für den FC St. Gallen 109 Spiele absolvieren. Auch für Lugano und Yverdon spielte er. Ab 1988 war Gross Spielertrainer bei Wil (2 Aufstiege). Bildquelle: imago images.
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Bild 3 von 8. 1995 erstmals Meistertrainer. 1993 kam Gross als Trainer zurück zu den Grasshoppers. Bei seiner ersten Trainerstation in der Nationalliga A holte er gleich 2 Meistertitel. Dies sollte mit Champions-League-Auftritten und einem Job-Angebot aus England belohnt werden. Bildquelle: Freshfocus.
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Bild 4 von 8. Gross, der Premier-League-Trainer. Nicht ganz ein Jahr dauerte Gross' Engagement bei Tottenham. Er rettete die Londoner aber vor dem Abstieg. Bildquelle: Freshfocus.
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Bild 5 von 8. 10 Jahre Basel. Am längsten blieb Gross beim FC Basel (1999 bis 2009). 4 Meistertitel, 4 Cupsiege und 2 Teilnahmen an der Champions League – so seine Bilanz am Rheinknie. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Bester Punkteschnitt der Bundesliga. Nach der Ära bei Basel heuerte Gross im Dezember 2009 beim abstiegsbedrohten Stuttgart an. Sein Punkte-pro-Spiel-Schnitt von 2,26 war Saison-Bestwert. Der Zürcher führte die Schwaben gar in die Europa League. Nach nicht ganz einem Jahr war Schluss. Bildquelle: imago images.
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Bild 7 von 8. Kurzes YB-Intermezzo. 2011 ging Gross zu den Young Boys. Noch vor Ablauf der Saison wurde er entlassen, weil er aus seinen letzten 9 Ligaspielen nur 4 Punkte holte. Bildquelle: imago images.
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Bild 8 von 8. Turbulente Zeit in der arabischen Welt. Ab 2014 stand Gross 3 Mal bei Al-Ahli in Saudi-Arabien und einmal bei Zamalek in Ägypten unter Vertrag. Erfolge und Entlassungen wechselten sich ab. Das Aus bei Al-Ahli im Februar 2020 sollte im Nachhinein sein Karriereende bedeuten. Bildquelle: imago images.
Als Spieler Pionier in der Bundesliga
Wie später als Trainer war Gross auch als Spieler in vielen Klubs aktiv gewesen. Zwischen 1972 und 1988 kickte er in der Schweiz für GC, Lausanne, Xamax, St. Gallen, Lugano sowie Yverdon.
Und: Gross, der einmal für die Nati auflief, wechselte als einer der ersten Schweizer überhaupt in die Bundesliga. In der Saison 1980/81 bestritt er 29 Partien für Bochum und erzielte dabei 4 Tore.