Er wuchs auf inmitten der Kumpels seines Vaters, wie Thierry Henry, Ronaldinho und Lionel Messi. Er lebte bereits in Parma, Turin, Barcelona und Paris. Und er kommt aus einer waschechten Fussballer-Familie: Khéphren Thurams Werdegang schien vorgespurt.
Allerdings waren die Fussstapfen dieser Spur riesig: Vater Lilian war Welt- und Europameister mit Frankreich und ein hervorragender Verteidiger, der unter anderem bei Juventus und Barcelona brillierte. Der ältere Bruder Marcus stand im vergangenen Dezember selbst in einem WM-Final. Im Sommer dürfte der beste Gladbach-Torschütze der abgelaufenen Saison bei einem noch grösseren europäischen Klub anheuern.
Beim Gartenfussball geweint
Khéphren, benannt nach einem ägyptischen Pharao, liess sich von alledem nicht beeindrucken und ging seinen Weg. Der war aber nicht immer einfach. In seiner Kindheit gab es viel zu weinen, meinte er kürzlich gegenüber dem Telegraph. Weder sein Vater noch sein 4 Jahre älterer Bruder hätten ihn beim Bälle nachjagen im Garten gewinnen lassen.
Nach dem Durchlaufen derselben Jugendabteilungen wie Marcus machte sich Khéphren in Monaco – wie einst sein Vater – bereits mit 17 Jahren einen Namen. 2019 zog er es aber vor, den ganz grossen Klubs noch abzusagen und sich Nizza anzuschliessen. Dieser Entscheid sollte sich auszahlen: Der Mittelfeldspieler machte stetig Fortschritte, von Teileinsätzen in der Ligue 1 zum Stammspieler, vom besten Jungspieler der Saison zu den ersten Minuten im A-Nationalteam.
Zweikämpfe wie einst Vieira
«Er rannte einfach los und hörte nicht mehr auf zu rennen», beschrieb ihn einst Franck Scanvic, einer seiner Jugendcoaches. «Er hatte soviel Energie. Aber er spielte immer mit einem Lächeln auf den Lippen.» Bereits früh prägten den trainingswilligen Youngster grosse Spieler aus der Vergangenheit. Von Landsmann Patrick Vieira zum Beispiel schaute er sich auf Videos Kniffs und Tricks ab.
Vieira scheint auch der passende Vergleich zum jungen Thuram selber zu sein: Die Fähigkeit der französischen Legende, im Zweikampf mit seinem Körper zu arbeiten, war in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren unerreicht – und Thurams Spielweise geht in eine ähnliche Richtung, auch wenn seine disziplinarische Bilanz derzeit noch etwas besser ausfällt als jene von Vieira.
Bei der U21-EM will sich Khéphren Thuram wie alle anderen Youngster noch mehr in den internationalen Fokus spielen. Zusammen mit seinem Jugendfreund Manu Koné, der ebenfalls für Frankreichs U21 spielt, wird er seit längerem mit Liverpool in Verbindung gebracht. Es wäre ein nächster grosser Schritt – wie es sich in der Thuram-Familie halt gehört.