Granit Xhaka war beim Penalty-Coup im EM-Achtelfinal gegen Frankreich kämpferisch – und er war es hinterher im Interview ebenso. «Wir haben heute sehr vielen den Mund gestopft.» Mit dieser Aussage erinnerte er nochmals an die Misstöne im Verlauf des EURO-Turniers und den Gegenwind, dem die Schweizer durch eigenes Verschulden ausgesetzt waren.
Der Captain durfte sich diesen Seitenhieb erlauben, hat die Nati nach dem geschichtsträchtigen Abschneiden mit dem Viertelfinal-Einzug doch nun alle Argumente auf ihrer Seite. Xhaka findet darum: «Jeder Schweizer kann stolz sein auf diese Mannschaft. Denn wir haben alle alles gegeben.»
Gemeinsam dem Rückschlag getrotzt
Mit enormem Stolz war nach der gewonnenen epischen Schlacht auch Yann Sommer erfüllt. «Einfach crazy! Es gibt nichts Schöneres.» Sein Empfinden bezieht sich einerseits auf den Viertelfinal-Vorstoss und andererseits auf die Tatsache, dass der Gladbach-Keeper nun Rekord-Nationalspieler zwischen den Pfosten ist. Dass beide Ereignisse zusammenfielen, hat für den 32-Jährigen unbezahlbaren Wert.
Die Franzosen machten uns innert 10 Minuten kaputt. Dann aber wurden sie einen Moment lang überheblich.
Für Sommer war die Art und Weise «hervorragend», wie die Schweizer in diesem aufwühlenden Match das bessere Ende erzwungen haben. Den vorbildlichen Kampfgeist machte er als entscheidende Tugend aus.
Jeder Einzelne habe trotz Rückschlag daran geglaubt und gemeinsam seien sie zurückgekehrt. «Eigentlich waren wir schon k.o. Denn die Franzosen machten uns innert 10 Minuten kaputt. Dann aber wurden sie einen Moment lang überheblich», resümierte Sommer.
Die Sache mit dem Bauchgefühl
Auch Haris Seferovic betont, dass sich jeder für jeden zerrissen habe. «Jene, die nicht mehr konnten, gingen raus. Dafür kamen etwa Gavranovic und Fassnacht mit enorm viel Schwung rein. Ich bin glücklich für das ganze Team.»
Xhaka hatte schon am Vortag eine Vorahnung, dass dieses Märchen eintreffen können und teilte dies auch dem Physiotherapeuten mit. «Ich hatte dieses Bauchgefühl und bin eigentlich noch nie getäuscht worden.»
Zum verschossenen Penalty von Ricardo Rodriguez sagte Seferovic: «Wer sich gut fühlt, soll schiessen. Ricci hat sich gut gefühlt, aber halt nicht getroffen. Kein Problem! Denn wir hätten zu diesem Zeitpuntk den Sack nicht zumachen können, aber der Vorsprung hätte grösser sein können.»
Der Weg kann noch weitergehen
Gemäss Cheftrainer Vladimir Petkovic darf die Mannschaft nun kurz feiern. «Aber nicht zu viel, denn wir wollen noch mehr. Und ich bin überzeugt, dass wir dies wiederholen können.» Wie viel liegt denn noch drin? Darauf wollte sich der 57-Jährige nicht festlegen.
Petkovic verwies wie Xhaka auch nochmals auf die harzigen Momente in der Gruppenphase und durfte nun mit Genugtuung konstatieren: «Seit Jahren sind wir fähig nach Rückschlägen und Kritik zu reagieren.»