- Italien entscheidet im Final der EURO 2020 im Wembley gegen England ein Penalty-Drama mit 3:2 für sich und ist Europameister!
- Nach 90 und 120 Minuten steht es 1:1, Shaws Blitz-Tor (2.) wird von Bonucci (67.) ausgeglichen.
- Es ist für Italien der 2. EM-Titel nach 1968 und der erste Titel an einem grossen Turnier seit der WM 2006.
Der Fussball kommt nicht nach Hause: «Football's coming home» wird zu «Football's coming Rome», wie Italiens Leonardo Bonucci nach der Entscheidung in die Kamera brüllte. Der englische Fangesang wurde im Wembley-Stadion in der leicht angepassten italienischen Variante wahr.
Das Finalspiel lebte nicht zwingend von hochstehendem Fussball, dafür umso mehr von konstanter Spannung – und das bis zum allerletzten Penaltyschützen. Jorginho hatte nämlich wie bereits gegen Spanien im Elfmeter-Krimi die Entscheidung beim 5. italienischen Versuch auf dem Fuss, der Mittelfeld-Denker scheiterte aber am hervorragend reagierenden England-Goalie Jordan Pickford.
Doch die lange Durststrecke der Engländer seit dem WM-Titel 1966, die auch bei «Football's coming home» im Mutterland des Fussballs seit Tagen non-stop besungen wurde, dauert an: Der erst 19-jährige Bukayo Saka scheiterte an Gianluigi Donnarumma, der den EM-Titel Italiens anschliessend mit stoischer Ruhe zur Kenntnis nahm.
Frühe Shaw-Show
Das Spiel hatte mit einem Paukenschlag begonnen: Nach nur 114 Sekunden brachte Luke Shaw England mit seinem ersten Länderspieltor in Führung. Der Aussenverteidiger leitete den Angriff nach einer gekonnten Drehung an der Seitenlinie mit ein. Kieran Trippier, Shaws Pendant auf der rechten Seite, flankte den Ball auf den zweiten Pfosten. Dort stand Shaw hinter der sonst so stilsicheren italienischen Defensive völlig blank und traf via Innenpfosten zum frühen 1:0.
So früh hatte England noch nie in einem EM-Spiel getroffen, zudem war es das schnellste Final-Tor der EURO-Geschichte. Im Anschluss taten die Italiener im zunehmenden Regen vor allem viel für die Ballbesitzstatistik, nach vorne ging aber wenig. Einzige Ausnahme in der 1. Halbzeit war der formstarke Federico Chiesa, der das Tor nach einem schönen Solo nur knapp verpasste (35.).
Bonucci belohnt Italien
Auch im 2. Abschnitt tat sich Italien lange schwer. Lorenzo Insignes Versuch aus spitzem Winkel barg nicht die nötige Gefahr, den Schlenzer des aktiven Chiesa entschärfte Pickford sehenswert. Dazwischen hatte sich Raheem Sterling im Strafraum auf die vergebliche Suche nach einem Penalty begeben.
67 Minuten waren gespielt, als die Italiener nach einem Eckball ein Durcheinander im englischen Strafraum provozierten. Pickford lenkte einen Kopfball von Marco Verratti noch mirakulös an den Pfosten, den Abpraller schob dann aber der heranbrausende Leonardo Bonucci ins Tor zum 1:1-Ausgleich: Der verdiente Lohn für die hart arbeitende «Squadra Azzurra».
Anschliessend gelang es beiden Teams nicht mehr, die Entscheidung herbeizuführen. Spätestens gegen Ende der Verlängerung schienen sich auch beide Parteien mit dem Penaltyschiessen abgefunden zu haben.
Für einen Aufreger hatte der spätere Fehlschütze Jorginho gesorgt, der den eingewechselten Jack Grealish ungewollt, aber heftig mit der offenen Sohle traf. Das Verdikt gelbe Karte war äusserst schmeichelhaft für den gebürtigen Brasilianer.
Italien ist damit nach dem Verpassen der WM 2018 auf einem neuen fussballerischen Höhepunkt angelangt. England derweil verliert auch das 5. Endrunden-Duell gegen die «Azzurri» – das 3. in einem K.o.-Spiel.
«Never stopped me dreaming», nie aufgehört zu träumen, singen die Engländer im Klassiker von den Lightning Seeds. Noch brauchen sie Geduld.