- Im 2. Gruppenspiel der EURO 2024 in Deutschland muss sich die Schweizer Nati in Köln vor ausverkauftem Haus gegen Schottland mit einem 1:1 begnügen.
- Damit verpasst die Schweiz den vorzeitigen Einzug in den Achtelfinal, verschafft sich aber eine gute Ausgangslage.
- Im anderen Spiel der Schweizer Gruppe setzt sich Gastgeber Deutschland gegen Ungarn mit 2:0 durch und löst das Achtelfinal-Ticket vorzeitig.
90 Minuten hatte Xherdan Shaqiri im EM-Auftaktspiel gegen Ungarn auf der Bank schmoren müssen. Erste Experten hatten bereits den Abgesang auf den 32-Jährigen angestimmt – doch schon in den Tagen danach erklärte Giorgio Contini: «Xherdan wird für uns noch wichtig sein.» Der Co-Trainer sollte recht behalten – und wie.
26 Minuten waren im Kölner Stadion zwischen der Nati und Schottland absolviert, als Shaqiri einen zu kurzen Rückpass erlief und den Ball mit seinem ersten Kontakt herrlich ins Lattenkreuz schlenzte. Es war das 1:1 gegen die «Bravehearts» und der 10. Treffer an einem Grossanlass für den Kreativspieler.
Schottland tritt aggressiver auf
Auch Trainer Murat Yakin durfte sich damit wieder als Gewinner fühlen. Nachdem sein taktischer Schachzug in der 1. Partie gegen Ungarn aufgegangen war, passte auch dieser Plan. Shaqiri war für Kwadwo Duah ins Team gerückt und bekleidete als «falsche 9» das Sturmzentrum. Ansonsten trat die Nati unverändert auf.
Und auch die Schotten änderten nominell wenig im Vergleich zur 1:5-Klatsche gegen Deutschland. Nur Grant Hanley und Billy Gilmour standen neu auf dem Platz. Doch anders als noch zum Auftakt spielte das Team von Steve Clarke von Beginn weg mutig nach vorne. Angetrieben von den zahlreichen frenetischen schottischen Fans, resultierten schon früh 2 Eckbälle, die allerdings folgenlos blieben.
Im Gegensatz zur Situation nach einer knappen Viertelstunde, als die Schweiz nach einem eigenen Eckball eiskalt ausgekontert wurde. Nach einem Pass von Callum McGregor schloss Scott McTominay ab. Fabian Schär versuchte vor dem fangbereiten Yann Sommer zu klären und lenkte den Ball zum 0:1 ins eigene Netz. Der Treffer wurde von der Uefa allerdings dem Schotten zugesprochen.
Xhaka in Schach gehalten
«Wir müssen Granit Xhaka besser in den Griff bekommen als Toni Kroos», hatte Clarke am Abend vor dem Rencontre mit der Schweizer Nati verlauten lassen. Und das taten die Schotten vor allem vor der Pause: Wechselweise nahmen McTominay oder John McGinn den Nati-Regisseur in Manndeckung und so bei Schweizer Ballbesitz quasi aus dem Spiel. Nur 37 Ballkontakte resultierten für das Metronom im Schweizer Spiel vor der Pause. Am Ende waren es 68 – so wenige wie nur selten.
Trotzdem kam die Nati vor der Pause noch zu zwei guten Chancen:
- 32. Minute: Xhaka lanciert einen Konter. Über Dan Ndoye und Ruben Vargas landet der Ball wieder bei Ndoye. Seinen Abschluss kann Angus Gunn mit den Fingerspitzen gerade noch parieren.
- 33. Minute: Nach dem folgenden Eckball macht Manuel Akanji die Situation mit einem Kopfball noch einmal heiss. Ndoye trifft zum 2:1, weil er allerdings im Abseits stand, annullierte Schiedsrichter Ivan Kruzliak den Treffer nach Hinweis des VAR.
Auch nach der Pause hatte die Schweiz mehr vom Spiel und kam zu mehr Abschlüssen – die gefährlichste Aktion blieb jedoch den Schotten vorbehalten, als Verteidiger Hanley in der besten schottischen Phase nach 67 Minuten einen Freistoss nur an den Pfosten köpfelte. Sommer wäre chancenlos gewesen.
Auch Embolos Tor zählt nicht
Die Nati setzte ihre Nadelstiche dagegen mit Steilpässen und Fernschüssen. Ndoye scheiterte kurz vor der Stundenmarke an Goalie Gunn. Schottland-Defensivmann Kieran Tierney zog sich bei seinem Abwehrversuch eine Oberschenkel-Verletzung zu und musste mit der Trage abtransportiert werden. Trainer Clarke sagte nach der Partie, Tierney werde am Sonntag gegen Ungarn fehlen.
In der Schlussphase riss die Nati das Spieldiktat wieder an sich, verpasste den Sieg doppelt nur knapp. Ein erstes Mal, als Joker Breel Embolo vom ebenfalls eingewechselten Fabian Rieder herrlich lanciert wurde und er Gunn zum vermeintlichen 2:1 bezwang – wie Ndoye vor der Pause wurde auch der Treffer des Monaco-Stürmers zu recht wegen Abseits zurückgenommen. Ein letztes Mal blieb den Schweizer Fans der Jubel verwehrt, als Zeki Amdouni (er war 5 Minuten zuvor gekommen) einen Freistoss von Rieder am Pfosten vorbeiköpfelte.
So blieb es in der Partie, die in Köln bei perfektem Fussballwetter und in stimmungsvoller Ambiance ausgetragen wurde, beim leistungsgerechten 1:1. Mit 4 Punkten aus 2 Spielen verpasst die Schweiz in der Gruppe A die vorzeitige Achtelfinal-Quali zwar. Seit 2016 reichte diese Ausbeute allerdings noch jedem Team zum Einzug in die K.o.-Runde.
So geht es weiter
Noch am Mittwochabend ging es für die Schweizer Nati mit dem Flugzeug zurück ins Teamhotel nach Stuttgart. Gegen 3 Uhr morgens waren Mannschaft und Staff zurück in ihrer EM-Heimbasis. Am Donnerstag steht abseits des Rasens eine Regenerationseinheit auf dem Programm, bevor die Vorbereitung auf das finale Gruppenspiel gegen Deutschland ansteht. Der EM-Gastgeber wird am Sonntagabend um 21:00 Uhr in Frankfurt zum Tanz bitten. Gleichzeitig messen sich in Stuttgart Ungarn und Schottland.