- Die Schweiz gewinnt den EM-Achtelfinal gegen Titelverteidiger Italien im ausverkauften Berliner Olympiastadion mit 2:0.
- Die Tore für das dominante Schweizer Team erzielen Remo Freuler vor und Ruben Vargas unmittelbar nach der Pause.
- Im EM-Viertelfinal trifft die Nati am kommenden Samstag in Düsseldorf auf England oder die Slowakei.
Nach 63 Minuten und einem Fehlzuspiel in die Arme von Yann Sommer hagelte es aus dem italienischen Fanblock im Berliner Olympiastadion erstmals Pfiffe. Diese galten indes dem eigenen Team und nicht der Nati, die zwei Minuten später auf der Gegenseite wieder zauberte: Dan Ndoyes Fallrückzieher-Versuch misslang jedoch.
Es war eine von wenigen Aktionen, die an diesem Samstagabend im Schweizer Lager nicht gelang. Der amtierende Europameister wurde von der Nati phasenweise auseinandergenommen und klar dominiert. Das italienische Pressing verlief ein ums andere Mal im Sand.
Vargas kopiert Zaccagni
Und in der Offensive schlug das Team von Murat Yakin die «Squadra Azzurra» quasi mit den eigenen Waffen: 27 Sekunden waren nach Wiederanpfiff erst gespielt, als Ruben Vargas Mass nahm und herrlich zum 2:0 in die weite Ecke traf. Das Tor war eine regelrechte Kopie von Mattia Zaccagnis 1:1 gegen Kroatien; dem Treffer, der Italien überhaupt erst in den Achtelfinal gegen die Schweiz gebracht hatte.
Obwohl Italien in der Schlussphase das Zepter übernahm, musste die Schweiz nur zweimal richtig zittern: Nach einem Verständigungsproblem zwischen Sommer und Fabian Schär köpfelte der Innenverteidiger in der 52. Minute unbedrängt an den eigenen Pfosten. Eine Viertelstunde vor Schluss traf Gianluca Scamacca aus wenigen Metern den anderen Pfosten – die Abseitsfrage hätte sich aber zumindest gestellt.
Machtdemonstration in Hälfte 1
10:1 Torschüsse und 58% Ballbesitz, ein Tor, ein Pfostenschuss und viele weitere gute Aktionen: Schon die 1. Halbzeit der Nati war eine regelrechte Machtdemonstration gewesen, an deren Ende die «Squadra Azzurra» kurz vor der Pause gleich im Doppelpack Glück hatte:
- Schiedsrichter Szymon Marciniak belässt es nach einem ultraharten Einsteigen von Stephan El Shaarawy gegen Fabian Schär bei Gelb. Der «Pharao» hätte sich auch über Rot nicht beschweren dürfen.
- Den anschliessenden Freistoss zwirbelt Fabian Rieder an den Pfosten. Gianluigi Donnarumma war noch mit den Fingerspitzen dran.
Doch auch ohne das i-Tüpfelchen unter die ersten 45 Minuten durfte Murat Yakin mit seiner Equipe zur Pause zufrieden sein. Mit Ndoye, der auf die Position des gesperrten Silvan Widmer rutschte und vor sich den ebenfalls sehr agilen Rieder hatte, kontrollierte die Nati das Geschehen ständig.
Eine erste Topchance vergab Breel Embolo alleine vor Donnarumma nach 24 Minuten noch. 13 Zeigerumdrehungen später war es dann aber geschehen. Ndoye sicherte mit einem Zwischensprint weit in der gegnerischen Hälfe einen Ball, spielte ihn zu Vargas, der den heraneilenden Remo Freuler sah. Mit dem zweiten Ballkontakt und dank leichtem Ablenker von Gianluca Mancini versenkte der Bologna-Spieler den Ball zum 1:0 im Netz.
Italien weit unter dem Niveau von 2021
Gegen ein Italien, das in jeder seiner 4 Partien an der laufenden EM in Rückstand geriet und an dieser EURO nicht sein Rendement erreichte, war die Vorentscheidung damit schon gefallen.
Während Italien nach dem Verpassen der WM 2022 einen nächsten Dämpfer erlebt, schafft die Schweiz an der 2. EM in Folge einen Exploit. 2021 hatte man noch unter Trainer Vladimir Petkovic den Viertelfinal erreicht, wo man an Spanien gescheitert war. Für Yakin war der Erfolg gegen Italien auch ein persönlicher: Das 1:6 im WM-Achtelfinal gegen Portugal ist endgültig vergessen.
So geht es weiter
Am Sonntagmorgen um 11:00 Uhr fliegen die Schweizer aus Berlin zurück nach Stuttgart ins Camp. Ernst gilt es erst in einer Woche wieder: In Düsseldorf trifft die Nati am kommenden Samstag im 2. EM-Viertelfinal in Folge auf England oder die Slowakei. In der derzeitigen Verfassung darf die Nati sogar von einem Halbfinal-Einzug träumen.