In dieser einen Sache gibt es wohl kaum zwei Meinungen: Lamine Yamal ist spätestens seit seinem Prachtstor im Halbfinal gegen die Franzosen DER alles überragende Jungstar an der EURO in Deutschland. Auch Spaniens Finalgegner England hat aber einen Teenager, der verblüfft. Auf nicht ganz so spektakuläre Art und Weise wie Yamal zwar, aber nicht minder eindrucksvoll. Die Rede ist von Kobbie Mainoo.
Vor 8 Monaten noch in der U18
Hinter dem 19-jährigen Mittelfeldspieler liegt ein kometenhafter Aufstieg. Im November 2023 lief Mainoo noch in der Uefa Youth League, sozusagen der Champions League der Junioren, für die U18 von Manchester United auf. In der Folge profitierte er gewissermassen von der Seuchensaison der 1. Mannschaft. United-Coach Erik ten Hag gab ihm die Chance, Mainoo packte diese beim Schopf und etablierte sich sogleich im Fanionteam.
Mehr noch, der in Manchester geborene Sohn ghanaischer Eltern verdiente sich Woche um Woche einen Platz in der Startelf und avancierte zu einem der wenigen Lichtblicke in einer ansonsten über weite Strecken sehr düsteren Saison für die «Red Devils». Entsprechend verwundert es kaum, dass Mainoo im letztlich wichtigsten Saisonspiel von United eine Hauptrolle spielte. Beim 2:1-Sieg im FA-Cup-Final gegen den übermächtig erscheinenden Stadtrivalen Manchester City reihte sich Mainoo unter die Torschützen.
Hierarchie auf den Kopf gestellt
Die konstant guten Leistungen des Teenagers brachten ihm im März dieses Jahres das Debüt in der A-Nationalmannschaft Englands ein – und wenige Monate später das EM-Aufgebot. Die von Trainer Gareth Southgate definierte Rolle von Mainoo für das Turnier in Deutschland schien klar: Der 19-Jährige soll wertvolle Erfahrungen sammeln. Im Training und in der Kabine, aber höchstens sporadisch auch auf dem Platz in den Spielen. Eine Investition für die Zukunft, wenn man so will.
Es kam anders. Weil Southgate nach schwachen Darbietungen auf der Sechserposition von Trent Alexander-Arnold – eigentlich ein Aussenverteidiger – und Conor Gallagher langsam, aber sicher die Optionen ausgingen, kam Mainoo fast notgedrungen zum Zug. Und wie bei seinem Klub schlug der Youngster sogleich ein. Seit dem Achtelfinal ist Mainoo an der Seite von Declan Rice auf der Doppel-Sechs gesetzt.
Wiedersehen mit «unbezwingbarem» Rodri
Im Halbfinal gegen die Niederlande war Mainoo überall anzutreffen. Nicht nur verteilte er die Bälle im Zentrum im Stile eines gestandenen Routiniers, auch provozierte er zahlreiche Balleroberungen. Mainoo ist sozusagen die englische Antwort auf Frankreichs N’Golo Kanté, wobei Mainoo sogar noch Torgefahr ausstrahlt.
Weil Southgate kein Mann der grossen Experimente ist, wird Mainoo auch im Final von Beginn an auflaufen. Dort wartet im Mittelfeld nicht Kanté als Gegenspieler, sondern Rodri, der aktuell wohl dominanteste und kompletteste zentrale Mittelfeldspieler weltweit.
Dazu eine Statistik: In der abgelaufenen Klub-Saison verlor Manchester City von wettbewerbsübergreifend 50 Partien, in denen Rodri auf dem Platz stand, gerade einmal eine einzige, wenn man das Elfmeterschiessen nicht dazu zählt. Es war der FA-Cup-Final. Und wer wurde da wohl zum Man of the Match gewählt? Exakt, Kobbie Mainoo. Mit Spanien ist Rodri seit 15 Spielen und seit 474 Tagen unbesiegt ...