Murat Yakin hat ein «Luxusproblem». Im Tor muss er sich zwischen Yann Sommer, Gregor Kobel und Yvon Mvogo entscheiden. Anders liegt die Sache bei den Schotten. Angus Gunn, Zander Clark und Liam Kelly kommen zusammen auf keine 20 Länderspiele und gemäss dem Portal transfermarkt.de auf einen kombinierten Marktwert von 4 Millionen Euro.
Seit Beginn der EURO-Qualifikation im März 2023 vertraut Nationaltrainer Steve Clarke auf Gunn. Der 28-Jährige absolvierte eine starke Quali. Seine ersten 5 Partien gegen Zypern, Spanien, Norwegen, Georgien und abermals Zypern gestaltete er siegreich, kassierte nur einen Treffer und legte so den Grundstein zur EM-Teilnahme. Seitdem wartet Gunn aber auf einen Sieg im Nationaltrikot. Beim einzigen schottischen Erfolg in den letzten 9 Monaten, einem 2:0 über Gibraltar, erhielt Konkurrent Clark den Vorzug.
In Norwich sind die Gunns Legenden
Gunn ist im englischen Norwich geboren und aufgewachsen und spielt mittlerweile wieder in der Heimat. Er durchlief wie viele seiner Teamkollegen die englischen Juniorenakademien: Mit 15 wechselte er von Norwich in die Jugend von Manchester City, konnte sich dort jedoch nicht durchsetzen. Über Southampton kehrte er 2021 zu seinem Stammklub zurück. Mit den «Canaries», wo sein Vater Bryan eine Legende ist und zwischen 1986 und 1998 als Goalie für knapp 400 Pflichtspiele auf dem Platz stand, verpasste er im Sommer in den Playoffs den Aufstieg in die Premier League, erhielt jedoch gute Kritiken.
Auch dass Schottland im EM-Eröffnungsspiel beim 1:5 gegen Deutschland Prügel bezog, hatte wenig mit Gunn zu tun. Schliesslich verzeichneten die Briten keinen einzigen Abschluss – weder auf noch neben das Tor. Der Treffer war ein Eigentor von Antonio Rüdiger.
Und doch wurde auch der schottische Nationaltorhüter in der Heimat kritisiert. Am Montag stellte sich Gunn den Medien: «Wir haben uns enttäuscht, unsere Familien und natürlich unsere Fans – das ist wahrscheinlich am schwierigsten zu akzeptieren.» Das Gute an der Situation sei, dass «wir zwei weitere Partien haben, um die Situation zu retten. Und wir können unser Ziel noch immer erreichen.»
«Tartan Army» wird für Gänsehaut sorgen
Für einen Platz in der K.o.-Runde – der den «Bravehearts» an einer Endrunde im Übrigen noch nie vergönnt war – benötigen die Schotten aber eine Steigerung und wohl auch einen Sieg gegen die Nati. Womit wir zurück beim Problem wären, dass Schottland kaum mehr gewinnen kann.
Support werden die Schotten in Köln zweifellos von der berühmten «Tartan Army» erfahren. Beim Fanmarsch aus der Innenstadt zum Stadion werden tausende Anhänger im traditionellen Kilt erwartet. Zumindest neben dem Feld wird Schottland also für Spektakel sorgen.