England verhindert zwar das EM-Aus, diskutiert aber hitzig weiter. Nach seinem rettenden Traumtor schoss Jude Bellingham gegen die Kritiker. «Für England zu spielen, ist ein schönes Gefühl, aber der Druck ist gross, und die Leute reden eine Menge Müll», sagte der 21-Jährige, nachdem er mit einem Fallrückzieher in letzter Minute das frühe EM-Aus des Titelaspiranten verhindert hatte.
Eine «Botschaft an paar Leute»
Süffisant fügte er an: «Es ist schön, dass man ihnen ein bisschen was zurückgeben kann.» Nach seinem spektakulären Geniestreich hatte Bellingham beim Torjubel geschrien: «Wer sonst?» Das, erklärte er nach dem glücklichen 2:1 n.V. gegen die Slowakei durch Harry Kanes Kopfballtreffer in der Verlängerung, sei «eine Botschaft an ein paar Leute» gewesen.
Auf Nachfrage ergänzte der Champions-League-Sieger von Real Madrid: «Da häuft sich einiges an. Es ist nicht schön, das zu hören.» England ist zwar vorerst dem K.o.-Schlag ausgewichen, doch die hitzigen Diskussionen gehen weiter. Die Kritik an Bellingham, der nach starkem EM-Start in ein Leistungsloch gefallen war, ist verstummt.
Wir finden irgendwie einen Weg. Wir sind immer noch drin.
Aber der umstrittene Teammanager Gareth Southgate, der eine Woche weiter arbeiten darf, bleibt im Fokus – weil die späten Tore die erneut erschreckend schwache Leistung seiner Milliardenauswahl nur notdürftig übertünchen. Ohne Plan, ohne Ideen, mit wenig Tempo und noch weniger Mut liess das teuerste Team der EURO mit einem geschätzten Kadermarktwert von 1,5 Milliarden Euro die Fans lange verzweifeln.
Southgate, vor allem in der Kritik, weil er keine Lösung für die brach liegende linke Seite findet, verteidigte sein starrsinniges Festhalten an immer denselben Spielern und derselben Taktik an einem kuriosen Beispiel. Er habe eine Viertelstunde vor Schluss der regulären Spielzeit darüber nachgedacht, Bellingham und Kane auszuwechseln, weil sie «völlig erschöpft» waren.
Wir waren elendig schlecht und zwar in allen vier Spielen.
«Doch du weisst, dass sie solche Sachen machen können, wie sie gemacht haben», sagte der 53-Jährige, «deshalb hältst du an ihnen fest.» Eine Selbstverständlichkeit, die wohl kein Trainer der Welt wenige Minuten vor dem drohenden Aus infrage stellen würde. Und Southgate fügte trotzig an: «Wir finden irgendwie einen Weg. Wir sind immer noch drin.»
Trotz des Einzugs in den Viertelfinal gegen die Schweiz (Samstag um 18 Uhr – live bei SRF zwei ab 17:10 Uhr) werden die Kritiker nicht leiser: «Wir waren elendig schlecht und zwar in allen vier Spielen», sagte Ex-Nationalspieler Gary Neville bei ITV. «Es war wieder einmal schwer mitanzuschauen. Es war fürchterlich. In fast 400 Minuten in diesem Turnier haben wir bis auf eine halbe Stunde nicht gut gespielt», schrieb Ex-Torjäger Alan Shearer in seiner BBC-Kolumne.