Die Grätsche ist nicht nur sein Markenzeichen, sie prangt auch prominent auf seiner Wade. «Vor sieben oder acht Jahren» habe Robert Andrich sich ein Abbild seiner liebsten Fussball-Aktion aufs Bein tätowieren lassen, wie er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verriet.
Der 29-Jährige gilt in der deutschen Nationalmannschaft als «Arbeiter», dem auch rustikales Einsteigen nicht fremd ist. Auch an der EURO war Andrich in den bisherigen zwei Partien immer hart am Mann. Nach einer Grätsche von der Seite gegen Schottlands Scott McTominay sah er im Auftaktspiel die erste gelbe Karte dieser EM.
Bastian Schweinsteiger war sehr, sehr lange mein Vorbild, als er noch gespielt hat, danach wurde es Sergio Ramos.
Provokationen gehören dazu
Seine Art, den Gegner mit körperlicher Präsenz zu beeindrucken, ist bei Andrich Programm, wie er vor dem Turnierstart erzählte. «Ich glaube schon, dass es etwas mit jemandem macht, wenn man immer so einen kleinen Kontakt kriegt und sich denkt, warum kommt das jetzt. Von daher habe ich mir das angewöhnt.»
Körperkontakt und Provokationen sind für ihn «so kleine Sachen, die zum Fussball dazu gehören». Wichtig sei aber, ein richtiges Gespür dafür zu haben, wie arg der Kontakt mit dem Gegenspieler ist. «So ein kleiner Rempler ist schon erlaubt», meinte der Mann fürs Grobe.
Zu dieser Haltung passen die Idole, denen Andrich einst nachgeeifert hat. «Bastian Schweinsteiger war sehr, sehr lange mein Vorbild, als er noch gespielt hat, danach wurde es Sergio Ramos.»
Seine Rolle in der DFB-Elf ist klar definiert: Als zweiter Sechser seinem Nebenmann und Spielmacher Toni Kroos zuarbeiten, den Rücken freihalten. Adjutant Andrich, eine Funktion, die er auch im Klub öfters ausübt. Bei Leverkusen heisst sein Partner Granit Xhaka. Das Duo hat die «Werkself» in der abgelaufenen Saison aus dem Zentrum heraus zum Meistertitel dirigiert.
Partyleben: Nur privat ein Segen
Dass sich der 29-jährige Andrich heute Bundesliga-Meister und EM-Fahrer nennen darf, hätte er lange nicht zu träumen gewagt. Erst im letzten November absolvierte der Spätzünder sein erstes Länderspiel, und auch die Klub-Karriere war lange nicht richtig in Fahrt gekommen.
Mit diversen Party-Eskapaden sei er seinem Durchbruch lange selber im Weg gestanden, erzählte Andrich jüngst bei Sky. Immerhin einen Vorteil brachte ihm das Nachtleben: Nach einem (von ihm angezettelten) Streit an einer Party lernte er seine heutige Ehefrau Alicia kennen – die beste Freundin seines Streit-Kontrahenten.
Die Sperre droht
Am Sonntag steht für Andrich und Deutschland zum Abschluss in der EM-Gruppe A das Duell mit der Schweiz an – und damit kommt es auch zum Aufeinandertreffen mit Teamkollege Xhaka.
Gegen die Nati wird sich der Abräumer zumindest etwas zurückhalten müssen: Bei einer zweiten gelben Karte würde er den Achtelfinal gesperrt verpassen.