Kurzzeitig war es «der Oberschenkel der Nation». Fussball-Ungarn hielt kollektiv den Atem an, als Dominik Szoboszlai im Testspiel gegen Israel (3:0) nach knapp einer Stunde verletzt ausgewechselt wurde. Mit dick einbandagiertem linken Bein humpelte er vom Feld – exakt eine Woche vor dem EURO-Auftakt der Magyaren gegen die Schweiz.
Ausgerechnet Szoboszlai. Er ist unumstrittener Taktgeber, Anführer und Hoffnungsträger in Personalunion. 75 Millionen Euro beträgt sein Marktwert, der 23-Jährige ist der jüngste Captain in der EM-Historie. Wenngleich die Saison für den Liverpool-Legionär nicht ideal verlief. Nach einer Oberschenkelverletzung Ende Januar spielte er kaum mehr durch, war im letzten Saisondrittel meist nur noch Joker.
Achtung vor Sallai und Varga
Inzwischen gab Szoboszlai Entwarnung. Der Ungar Jozsef Gergelics ist als Journalist im Allgäu, wo die Equipe ihre Basis hat. Er ist überzeugt: «Er wird gegen die Schweiz fit sein und wohl durchspielen.» Auf wen muss die Nati sonst noch aufpassen? Gergelics erwähnt die Stürmer Roland Sallai vom SC Freiburg und Barnabas Varga, der Ferencvaros mit 20 Saisontoren zur Meisterschaft schoss.
Woran es der «Nemzeti Tizenegy» hingegen mangle, sei ein zweiter offensiver Anzug, Ersatzspieler, die allfällige Lücken adäquat schliessen könnten. Dazu käme Druck, den es zuletzt so nicht gegeben habe: «Vor 3 Jahren hiessen die Gruppengegner Frankreich, Portugal und Deutschland. Niemand glaubte, dass wir diese Gruppe überstehen können. Schottland und die Schweiz sind nicht ganz auf diesem Level. Alle glauben, wir können weiterkommen.»
Designierter Kampf um Rang 2
Im Vergleich mit der Schweiz sieht Gergelics die Mitteleuropäer auf Augenhöhe. Das erste Gruppenspiel könne somit bereits eine kleine Vorentscheidung im Kampf um Rang 2 herbeiführen. Wie die ganze Nation hofft er dabei auf einen 23-Jährigen namens Dominik Szoboszlai – und, dass er hält, der «Oberschenkel der Nation».
