Genau eine Stunde war im EM-Final gespielt, als auf der Anzeigetafel des Vierten Offiziellen in Rot die 9 aufleuchtete. Wie schon in den vorherigen K.o.-Spielen nahm England-Coach Gareth Southgate seinen Superstar Harry Kane vorzeitig vom Feld. Southgate traute offenbar eher dem Halbfinalhelden Ollie Watkins als dem erfolgreichsten Torschützen Englands den Ausgleich zu.
Kane litt mit, jubelte über das 1:1 durch Cole Palmer – und wurde dann doch bitter enttäuscht. Der begnadete Torjäger wartet weiter auf seinen ersten Titel. Nach dem zweiten verlorenen EM-Final schwindet langsam der Glaube, dass es mit der Nationalmannschaft klappt. «Das ist extrem schmerzhaft und wird noch lange wehtun», sagte Kane.
Es würde mich wundern, wenn nicht herauskäme, dass Harry sich selbst zusammengeflickt hat.
Englische TV-Experten nahmen den Knipser, der mit 3 Treffern als schwacher Trostpreis einer von 6 Torschützenkönigen des Turniers ist, in Schutz: «Es würde mich wundern, wenn nicht herauskäme, dass Harry irgendeine Art von Verletzung hatte und sich selbst zusammengeflickt hat, um auf das Spielfeld zu kommen», sagte der frühere Nationalspieler Gary Neville bei Sky Sports News. «Er hat während des Turniers nie wie er selbst ausgesehen.»
Nicht einmal der FC Bayern konnte den Fluch bezwingen
Der 30-Jährige konnte während des gesamten Turniers nur selten überzeugen. Im Endspiel in Berlin hatte der Torjäger nur einen Ballkontakt im gegnerischen Strafraum. Und so hält er an, der Kane-Fluch. An Einzel-Auszeichnungen hat der «HurriKane» zahlreiche Trophäen abgeräumt, ist an grossen Turnieren, der Champions League, in Premier League und Bundesliga Torschützenkönig geworden. Doch mit einem Profi-Team gewann er nie einen Pokal – einzig der Triumph an einem U17-Turnier an der Algarve vor 14 Jahren gelang.
Dabei hatte Kane auf vergangene Saison hin den vermeintlich sicheren Ausweg aus der Titellosigkeit gewählt und sich Bayern München angeschlossen. Und was geschah? Die Spielzeit endete erstmals seit 2011/12 wieder ohne einen Pokal.