Als Italien zu seinem allerletzten Angriff ansetzte, sass Luka Modric bereits auf der Ersatzbank. Der kroatische Superstar, der in der 80. Minute ausgewechselt worden war, verfolgte die Szene mit ängstlichem Blick. Als hätte er gespürt, wie sie ausgehen wird. Mattia Zaccagni schlenzte den Ball zum Ausgleich und zur Freude der italienischen Tifosi in die Maschen, Kroatiens EM-Träume platzten in letzter Sekunde jäh.
Nach den Dienstagsspielen ist das Aus der Kroaten rechnerisch besiegelt. Man muss sich deshalb die Frage stellen: War es der letzte grosse Auftritt des «kleinen» Modric? «Ich würde mir auch wünschen, ewig auf dem Platz zu stehen», sagte der 38-jährige Spielmacher nach der Partie, «aber irgendwann werde ich aufhören. Wann ich aufhöre, weiss ich noch nicht.»
31 dramatische Sekunden
Dabei hatte lange alles danach ausgesehen, als würde Modric seine Farben noch einmal zum (Teil-)Erfolg führen. Nachdem er in der 51. Minute mit seinem Elfmeter noch an Gianluigi Donnarumma gescheitert war, durfte er 31 Sekunden später doch noch jubeln. Der Real-Spieler stand goldrichtig und traf mit seinem Nachschuss zum 1:0, was gleichbedeutend mit der Achtelfinal-Qualifikation gewesen wäre.
Ganz nebenbei staubte Modric auch noch den Rekord als ältesten EM-Torschützen ab. Dies war nach Abpfiff ebenso wenig Trost wie die Auszeichnung zum «Mann des Spiels». Sein Gesichtsausdruck sprach Bände, der Blick ging ins Leere.
«Der Fussballgott ist nicht immer gütig», kommentierte der kroatische Captain das verpasste Happyend.
Mit Modric im Hoch
Als Herzstück der «goldenen Generation» hatte Modric Kroatien 2018 in den WM-Final geführt, vor zwei Jahren endete die WM-Reise auf Platz 3. Dass weitere Erfolge im karierten Nationaltrikot dazu kommen, ist kaum anzunehmen.