Fussball kann auch logisch sein. Die Schweizer Nati dominierte den EM-Achtelfinal gegen Italien fast schon nach Belieben, hatte das Geschehen über die volle Zeit im Griff – und bejubelte folglich einen hochverdienten 2:0-Erfolg. Und trotz dieses Meisterstücks war anschliessend das meistgenannte Attribut: «Unglaublich!»
So auch von Ruben Vargas, Torschütze des herrlichen 2:0-Treffers unmittelbar nach der Pause: «Ich kann es noch kaum realisieren.» Bei seinem Traumtor habe er im Prinzip einfach nur Befehle ausgeführt, erzählt er. «Granit sagte zu mir: ‹Ruben, bitte mach einfach ein Tor!› Zwei Minuten später habe ich den Ball und höre, wie er sagt, ich solle schiessen. Dann ging alles so schnell.»
Remo Freuler, Urheber des wegweisenden 1:0, strich wie seine Teamkollegen das Kollektiv heraus. Er habe die Statistik gesehen, wonach die Nati vor dem ersten Treffer 31 Pässe gespielt habe, «ein Zeichen, wie stark wir als Mannschaft waren». Rasch sei offensichtlich geworden, wie passiv Italien verteidige. Das habe dem eigenen Matchplan in die Karten gespielt, so Freuler. Sein erfreuliches Resümee: «Wir haben so viele Menschen glücklich gemacht, uns selbst glücklich gemacht – einfach ein schönes Gefühl.»
Da wussten wir: Die machen wir platt.
Murat Yakin, im Vorfeld der EM nach komplizierter Quali nicht von Kritik verschont, fand auch im 4. Spiel des Turniers die richtige taktische Lösung. Er schildert: «Ich rechnete seitens der Italiener mit allem, aber nicht mit einer Viererkette. Als wir sahen, dass sie mit einer Viererkette kommen, wussten wir: Die machen wir platt.» Er hatte damit überrascht, den gesperrten Aussenverteidiger Silvan Widmer durch den offensiven Dan Ndoye zu ersetzen. «Das System lässt vieles zu. Die Aussenspieler müssen keine gelernten Aussenverteidiger sein», so Yakins Erklärung. Sein Plan ging auf, Ndoyes Gegner Stephan El Shaarawy sah kaum einen Ball und wurde zur Halbzeit ausgewechselt.
Die weiteren Stimmen:
- Manuel Akanji: «Die Unterstützung ist seit dem ersten Spiel da und wir spüren das auf dem Platz. Wir versuchen den Fans alles zurückzugeben. Wir haben heute wieder eine super Leistung gezeigt und sind verdient weitergekommen. Klar, in der zweiten Halbzeit hatten sie mehr Ballbesitz. Aber abgesehen von ein paar Missverständnissen haben wir nicht viel zugelassen. Wir waren als Mannschaft kompakt, hätten es in ein paar Situationen noch ein bisschen besser machen können, um für mehr Entlastung zu sorgen.»
- Fabian Rieder: «Momentan fehlen noch die Worte. Das wichtigste Spiel meiner bisherigen Karriere. Wir haben als Team eine unglaubliche Leistung erbracht. Jeder ist für jeden gegangen. Die Mechanismen waren super, wir haben gut harmoniert, defensiv wie offensiv. Wir wollen es jetzt geniessen. Aber klar ist, dass wir nicht zu fest in Euphorie verfallen wollen, sondern weiter hart arbeiten wollen für das nächste Spiel.»