Wenige Tage vor Beginn der Women's EURO in England sprach Alexia Putellas vom Traum, ihr Land als Captain zum erstmaligen EM-Titel zu führen. Dieser Traum ist am Dienstag, 3 Tage vor dem Startspiel der Spanierinnen gegen Finnland, auf dramatische Art und Weise geplatzt. Kurz vor Beendigung des Trainings verletzte sich die Ballon-d'Or-Gewinnerin von 2021 am linken Knie, wenige Stunden später erhielt sie die niederschmetternde Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbands.
«Ich bin fassungslos und schockiert», sagte der spanische Trainer Jorge Vilda, fügte aber kämpferisch an: «Wir müssen dennoch nach vorne schauen.» Das dürfte jedoch alles andere als leicht fallen, zumal Putellas' Ausfall für die Spanierinnen zwar der grösste, nicht aber der einzige Dämpfer in der Vorbereitung auf die EM war. Mit Jennifer Hermoso fehlt den Ibererinnen an der EURO auch die Rekordtorschützin verletzungsbedingt.
Ein wichtiges Aushängeschild fehlt
Die Absenz von Putellas hat auch Auswirkungen auf das gesamte Turnier und seine Strahlkraft. Die 28-Jährige hätte eine der ganz grossen Figuren der EURO werden sollen, nun findet der wichtigste Frauenfussball-Event des Jahres aber ohne die Weltfussballerin statt.
Zu was Putellas in bester Verfassung fähig ist, konnte in der jüngeren Vergangenheit immer wieder bestaunt werden. Sie ist das Aushängeschild des FC Barcelona, der nach seinem Aufstieg zu einem absoluten Topklub in Europa mit dem Sieg in der Champions League 2021 und dem Finaleinzug in diesem Jahr die Massen elektrisiert. Im März dieses Jahres führte Putellas Barça, bei dem auch die Schweizerin Ana-Maria Crnogorcevic unter Vertrag steht, vor einer Rekordkulisse von 91'553 Zuschauern im Camp Nou zum Sieg gegen Erzrivale Real Madrid.
Auch WM-Teilnahme fraglich
Doch die schwere Knieverletzung der derzeit besten Spielerin der Welt setzt nicht nur ein grosses Fragezeichen hinter die spanischen Erfolgsaussichten bei der EM. Die Zwangspause von mindestens 6 Monaten gefährdet auch den Auftritt von Putellas auf der noch grösseren Bühne. Es ist zumindest fraglich, ob die Schlüsselspielerin der spanischen Auswahl bei der WM-Endrunde im kommenden Jahr in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) schon wieder in Topform sein wird.
Spanien bleibt nichts anderes übrig, als das Beste aus einer verzwickten Situation zu machen. Viel Zeit bleibt nicht, um den Schock zu verdauen. Bereits am Freitag geht's für «La Roja» los. Statt Putellas soll es nun halt ein starkes Kollektiv für Spanien richten, wie die Sportzeitung AS am Mittwoch titelte: «23 Alexias für einen Traum».